Kommentar:Kein Schnitzer mehr

Es ist kein Sakrileg, wenn ein Regionalzugnetz mal nicht von den Zügen der Deutschen Bahn bedient wird. Aber bei der Ausschreibung und der Vergabe muss es fair zugehen

Von Marco Völklein

Es ist ein vernichtendes Zeugnis, das die Münchner Richter den Managern der bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) da ausgestellt haben. Die BEG-Leute müssen ihre Hausaufgaben nun noch einmal machen - allerdings nach den Vorgaben des Gerichts. Und offen ist mehr denn je, ob am Ende dieser Prüfung weiterhin das britische Unternehmen National Express den Zuschlag für den künftigen Betrieb der Nürnberger S-Bahn erhalten wird. Oder die Bahn.

Um es gleich mal zu sagen: Es ist kein Sakrileg, wenn ein Regionalzugnetz mal nicht von den roten Zügen der Deutschen Bahn befahren wird, sondern auch andere Anbieter mit ihren gelben, blauen oder grünen Wagen zum Zuge kommen. Diese Vielfalt auf der Schiene ist in anderen Ländern etabliert. Und die Fahrgäste profitieren in der Regel vom Wettbewerb zwischen den Unternehmen. In Bayern ist es in den vergangenen Jahren so sogar gelungen, deutlich mehr Schienenverkehr anzubieten, obwohl den Zugbestellern des Freistaats dafür seit Jahren kaum mehr Geld zur Verfügung steht.

Wichtig ist aber, dass der Wettbewerb unter den Unternehmen fair abläuft, zudem die Vergabeverfahren transparent und handwerklich sauber gestaltet sind. Genau da aber haben die BEG-Leute in Nürnberg ziemlich geschlampt, wie nun auch das Urteil zeigt. Es gilt, daraus die richtigen Lehren zu ziehen: Ende 2017 läuft der Vertrag bei der Münchner S-Bahn aus, also in einem Netz, das noch viel größer und schwieriger zu betreiben ist als das der Nürnberger S-Bahn. Auch dieses Netz will der Freistaat ausschreiben und durch mehr Wettbewerb das Angebot ausweiten. So ein Schnitzer wie in Nürnberg darf BEG-Chef Johann Niggl in München auf keinen Fall unterlaufen.

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