Die Basis ist ein Anarchist, zumindest noch bei den Grünen. Das hat deren Parteitag in Augsburg gerade gezeigt. Bei anderen Parteien wird in Hinterstübchen ausbaldowert, wer einen aussichtsreichen Platz auf der Bundestagsliste bekommt. Bei den Grünen aber kann ein unbekannter Neueinsteiger unverhofft punkten, auch fest installierte Politikgrößen müssen zittern. So wie die Vorsitzende der grünen Landtagsfraktion Margarete Bause. Zweimal entschieden sich die Delegierten gegen sie, gaben ihr erst spät ihre Stimmen. Der Grund liegt wohl weniger in der Skepsis der Grünen gegenüber dem Establishment. Nein, Bause konnte nach 30 Jahren in der Landespolitik einfach nicht ausreichend erklären, warum sie ihre Zukunft in Berlin sieht.
Das wollen die Grünen von einem Quereinsteiger genauso wissen wie von einer Altgedienten wie Bause. Und zwar zu Recht. Gerade in Zeiten, wo das Vertrauen der Bevölkerung in das politische Establishment sinkt, darf nicht der Eindruck einer abgeschlossenen Führungsriege entstehen. Die Antwort auf die Frage "Warum Du?" kann nicht lauten "Weil ich's halt schon immer war". Bause aber begründete ihren Wunsch, in den Bundestag zu wechseln, mit nicht viel mehr als damit, dass ihre nächste "Barrikade" eben Berlin sein solle.
Die Zitterpartie ist für sie ein Vorbote darauf, dass sie in der Hauptstadt wohl ganz von vorne anfangen muss. Es ist richtig, dass die Grünen ihr am Ende doch die Chance dazu gaben. Bause war angeschlagen, hatte fast keine Stimme. Dass ihr Auftritt deshalb nicht so kämpferisch und mitreißend war, kann ihr niemand vorwerfen. Ihr politisches Geschick und vor allem die Erfahrung von Bause können sie in Berlin gut brauchen. Sie ganz durchfallen zu lassen, wäre kein Beweis für die Unabhängigkeit der Basis, sondern einfach nur kurzsichtig.