Katholische Universität Eichstätt:Neuer Chef nach Führungsdebakel

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Der neue Interimspräsident der Universität Eichstätt soll Deutschlands einzige katholische Hochschule aus der Krise führen.

Der Anfang von Andreas Lob-Hüdepohls Amtszeit soll das Ende der Krise einläuten: An diesem Donnerstag beginnt der 48-Jährige am der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) seine Arbeit als neuer Interimspräsident. Er folgt auf Rudolf Fisch, der das Amt seit mehr als einem Jahr ebenfalls interimistisch bekleidet hat.

Lob-Hüdepohl soll in den kommenden zwei Jahren dafür sorgen, dass die einzige katholische Universität im deutschsprachigen Raum wieder mit Forschung und Lehre statt mit Skandalen und Krisen Schlagzeilen macht.

Der Ernennung des Moraltheologen Lob-Hüdepohl durch den Träger der KU, die bayerischen Bischöfe, ging ein regelrechtes Führungsdebakel voraus: Im Mai 2008 hatte sich Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke geweigert, den bereits gewählten Religionspädagogen Ulrich Hemel zum Uni-Chef zu erklären. Ein Jahr später wurde der Theologe Reinhard Hütter zum neuen Uni-Präsidenten gewählt. Zu seiner Ernennung kam es dennoch nicht. Den Bischöfen gingen seine finanziellen Forderungen zu weit. Jetzt soll es Andreas Lob-Hüdepohl richten. Er leitete bislang die Katholische Hochschule für Sozialwesen in Berlin.

Einige Probleme der KU haben sich mittlerweile ohnehin von selbst gelöst: So wurde aus dem vermeintlichen Skandal um die Entsorgung alter Bücher vergangene Woche vor dem Amtsgericht Ingolstadt eine Lappalie. Das Urteil für die Leiterin der Uni-Bibliothek: Freispruch. Auch von der bundesweiten Affäre um womöglich gekaufte Doktortitel scheint die KU nicht - ­ wie anfangs vermutet -­ betroffen.

Über zu wenig Arbeit wird sich Lob-Hüdepohl dennoch nicht beklagen können. So will der 48-jährige Rheinländer nach seinem Amtsantritt eine große "Strategiediskussion" führen. Schließlich soll die Universität nach dem Wunsch der bayerischen Bischöfe wieder katholischer werden. Wie das im Detail aussehen soll, ist noch nicht bekannt.

Fest steht nur, dass künftig der Münchner Erzbischof Reinhard Marx und nicht mehr der Eichstätter Bischof Hanke den Stiftungsrat der KU leiten soll. Die Stiftungsverfassung wird gerade entsprechend überarbeitet. Die Grundordnung, also die Satzung der KU, soll folgen. "Die muss dringend verändert werden", sagt Lob-Hüdepohl. Die Gremien sollen schlanker werden und Entscheidungen schneller fallen.

Zudem will die Kirche ihre Pläne für ihre Stiftungsuniversität künftig enger mit dem bayerischen Landtag abstimmen. Das haben die hochschulpolitischen Sprecher der fünf Landtagsfraktionen kürzlich bei einem Besuch in Rom mit dem Vatikan vereinbart. Der Freistaat finanziert mit 32 von eta 49,5 Millionen Euro derzeit den Löwenanteil des Universitätshaushalts. Das Sagen hat jedoch die Kirche ­- so hat es der Freistaat schon vor Jahren mit dem Vatikan vereinbart.

Unter Professoren und den rund 4500 Studenten der KU mehrten sich jüngst Befürchtungen, durch den wachsenden Einfluss der Kirche könnte die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre gefährdet werden ­ eine unberechtigte Angst, wie Prälat Peter Beer, der Vorsitzende des Stiftungsvorstandes der Universität, betont: "Die katholische Kirche stellt die Freiheit der Wissenschaft nicht in Frage. Glaube und Vernunft gehören zusammen."

In den kommenden Wochen will auch Lob-Hüdepohl "vorurteilsbehaftete Ängste" an der Hochschule abbauen. Ihm stehen künftig zwei Vizepräsidenten zur Seite, die in den kommenden Wochen ernannt werden. Einer soll für Lehre und Studium und der andere ­ in Hochschulkreisen ist die Rede von Geografie-Professor Michael Becht ­ für Nachwuchs und Forschung zuständig sein. Es sei "ein ganz wichtiges und vorrangiges Ziel", endlich Mitglied der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu werden, sagt Lob-Hüdepohl. Bislang ist die KU nach Auskunft der DFG neben der Münchner Bundeswehr-Uni die einzige bayerische Universität, die nicht Mitglied der staatlichen Förderorganisation ist.

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