Hermann und Adolph Schlagintweit:Sammler mit Kunstsinn

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Ihre erste große Fußreise führte Hermann (Jahrgang 1826) und Adolph Schlagintweit (Jahrgang 1829) durch eine vergleichsweise liebliche Gegend: von Kloster Wessobrunn an den Tegernsee und bis ins Zillertal. Dort kamen die beiden jungen Männer im Jahr 1842 offensichtlich auf den Geschmack. Hermann studierte danach Geografie, Adolf wurde Geologe. Großglockner, Similaun, Wildspitze, Monte Rosa - in den folgenden Jahren stiegen die Brüder auf die klassischen Alpengipfel und betrieben Forschungen auf Gletschern und Bergen. Ihr Vater praktizierte in München als Augenarzt, von ihrer Mutter erbten sie den Kunstsinn und das Talent für die Malerei. Als Kinder belegten die Schlagintweits Malkurse bei Johann Georg von Dillis, dem bekanntesten Vertreter der Münchner Schule. Dessen Stil behielten sie auch im Himalaja bei.

Mit ihren Talenten erregten die Schlagintweits die Aufmerksamkeit des berühmtesten deutschen Naturforschers: Alexander von Humboldt, damals immerhin schon mehr als 80 Jahre alt, zählte zu ihren größten Förderern. Ihm haben sie auch den Auftrag der East India Company zu verdanken, für die sie Messungen im Norden des Subkontinents vornehmen sollten. Der Expedition, die am 20. September 1854 in Southampton startete, schloss sich der jüngere Bruder Robert (Jahrgang 1833) an. Unterstützt wurde das teure Vorhaben vom Preußischen König.

Die Reiseberichte der drei Forscher aus Bayern fallen nüchtern aus, sie waren ganz mit Sammeln und Messen beschäftigt, das Erzählen von Abenteuergeschichten und Heldentaten lag ihnen nicht so sehr. Selbst auf der Überfahrt nach Indien gaben sich die Brüder ganz dem Forscherdrang hin: Beobachtungen zur Temperatur und zum "specifischen Gewicht" des Meerwassers seien die angenehmste Beschäftigung gewesen, notieren sie im Herbst 1854.

© SZ vom 06.12.2016 / bas - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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