Gesetzentwurf:SPD will Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung

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Die Ganztagesbetreuung fehlt noch an zahlreichen bayerischen Schulen. (Foto: Marco Einfeldt)
  • Die Sozialdemokraten fordern, dass jede Familie einen gesetzlich festgeschriebenen Anspruch auf die Ganztagesbetreuung ihrer Kinder hat.
  • Auch beim Kita-Ausbau sei es nur mit diesem Mittel zügig vorangegangen.
  • Bayern liegt bei der Betreuung im Bundesvergleich auf den hinteren Plätzen.

Von Anna Günther, München

Die SPD fordert einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an bayerischen Schulen und will so den Ausbau im Freistaat vorantreiben. An diesem Donnerstag ist der Gesetzesentwurf der Fraktion Thema im Landtag. Dass Schule bis in den Nachmittag sinnvoll ist, um gezielt zu fördern und soziale Ungleichheit oder Schwächen auszugleichen, ist unumstritten. Im bundesweiten Vergleich liegt Bayern bei Ganztagsklassen aber hinten.

Dabei hatte Ministerpräsident Horst Seehofer in seiner Regierungserklärung 2013 versprochen, dass jedes Kind bis zum Alter von 14 Jahren bis 2018 einen Platz bekomme. Das reicht der SPD nicht, der Rechtsanspruch solle zusätzlichen Druck erzeugen. "Bei den Krippenplätzen hat sich auch erst etwas getan, als der Rechtsanspruch da war", sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Simone Strohmayr.

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Bundesweit gehen 31 Prozent aller Grundschüler in eine Ganztagsklasse, in Bayern waren es 2014 neun Prozent. Derzeit bieten 1050 Schulen gebundene Ganztagsklassen an, also den Wechsel von Unterricht und Entspannung bis zum Nachmittag. In 4400 offenen Ganztagsgruppen findet nach Schulschluss noch Programm statt, 7000 Gruppen werden mittags betreut. Dazu kommen Hortplätze und Angebote, die Eltern oder Vereine organisieren.

Bei den weiterführenden Schulen war der Freistaat im Deutschland-Vergleich sogar letzter. 408 gebundene Ganztagsklassen gibt es an Mittelschulen, die 236 Realschulen und 320 Gymnasien haben insgesamt 108 Klassen.

Individuelle Lösungen für Eltern

Das Ministerium betont stets, dass diese Vielfalt Eltern individuelle Lösungen biete. Der Rechnungshof hatte kürzlich das organisatorische und mitunter qualitative Chaos gerügt. Die SPD will dieses Allerlei auf offene und gebundene Ganztagsgruppen reduzieren. Außerdem solle der Freistaat für die Ganztagsbetreuung an Schulen zahlen, Kommunen und Schulen müssten Angebote für Randzeiten und Ferien bieten.

Es könne nicht sein, dass es in 64 Landkreisen gar keine gebundenen Ganztagsklassen gebe, sagt Strohmayr. Aus Sicht der CSU geht das Gesetz an der "Lebenswirklichkeit" in Bayern vorbei: "Es gibt viele bayerische Familien, in denen die Schüler den Nachmittag zu Hause verbringen können. Sie brauchen keine Ganztagspflicht", sagt Gudrun Brendel-Fischer.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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