Freising:Zwei Menschen sterben bei Familiendrama

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Im bayerischen Freising erschießt ein 40-jähriger Familienvater seinen Sohn und sich selbst. Die Ehefrau überlebt schwerverletzt.

Kerstin Vogel

Erneut sorgt in Bayern ein blutiges Familiendrama für Bestürzung: In der Nacht zum Ostersamstag erschoss ein Vater in Freising seinen fünfjährigen Sohn und sich selbst. Einem weiteren Kind, zweieinhalb Jahre alt, geschah nichts. Die Ehefrau schwebte am Samstagabend noch in Lebensgefahr und konnte nicht vernommen werden.

Erst am Dienstag waren in Eichenau (Landkreis Fürstenfeldbruck) ein Ehepaar und seine beide sieben Jahre alten Zwillingstöchter tot in ihrem Reihenhaus gefunden worden. Der Vater hatte seine ganze Familie stranguliert und sich dann selbst mit Gas aus einem Grill das Leben genommen. Die Hintergründe sind noch unklar.

In Freising ist nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei davon auszugehen, dass der getrennt von der Familie lebende Vater die Schüsse auf seine Frau und den Sohn abgab und sich anschließend selbst richtete.

Die Frau hatte trotz ihrer schweren Schussverletzungen offenbar gegen 0.10 Uhr selbst den Notruf gewählt. Sie sagte der Polizei, dass der von ihr getrennt lebende Ehemann in ihrer Wohnung mit einer Pistole um sich schieße. Die eintreffenden Helfer fanden sie bewusstlos, aber noch mit dem Telefon in der Hand in ihrer Wohnung. Sie wurde im Freisinger Krankenhaus notoperiert. Das unverletzte Kleinkind wurde in ein Münchner Krankenhaus gebracht, wo es vom Kriseninterventionsteam betreut wird.

Die Tragödie ereignete sich im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses im Stadtteil Vötting. Am Tag nach der Tat lassen lediglich ein vor dem Wohnblock geparktes Zivilfahrzeug der Polizei und die trotz strahlenden Sonnenscheins geschlossenen Jalousien einer Wohnung darauf schließen, dass sich hier in der Nacht ein Drama abgespielt hat. Die Spurensicherung hat gerade ihre Arbeit aufgenommen.

Das 32-jährige Opfer, eine aus dem ehemaligen Jugoslawien stammende Frau, galt als eher unauffällig, wie eine junge Frau aus dem Nachbarblock sagt, "sie sprach nicht sehr gut Deutsch" und kam der Nachbarin "eher etwas einsam vor". Das getötete Kind sei in den nahen Kindergarten St. Georg gegangen, erzählt sie noch. Der 40-jährige Ehemann lebte wohl schon seit einiger Zeit getrennt von der Frau und den beiden Kindern. Busfahrer sei er gewesen, sagen die Nachbarn - aber aufgefallen sei ihnen nie etwas an ihm.

Die Herkunft der Pistole ist ungeklärt, ebenso wie die Hintergründe der Tat. Einen Waffenschein besaß der Mann, der nach der Trennung in der Gemeinde Hohenkammer lebte, nicht. Wann er nach Freising kam, warum er sich in der Wohnung seiner Frau aufhielt und was am Ende zu der Tat führte, diese Fragen beschäftigten die Kripo am Samstag noch. "Es könnte durchaus sein, dass er einfach seine Familie besuchen wollte und seine Frau ihm aufgemacht hat. Aber das ist eine reine Vermutung", sagte ein Polizeisprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord.

Offenbar war in dem Mehrfamilienhaus in der Tatnacht kaum jemand zu Hause. Lediglich eine dort wohnende Frau wollte zwei Schüsse gehört haben. Nach Einschätzung der Polizei muss der 40-Jährige jedoch sehr viel öfter geschossen haben. Die Obduktion der beiden Leichname ergab, dass der Mann alle Schüsse abgegeben hatte.

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