Die Woche:Heldin der Woche

Franziska Bischof ist die Schnapsbrennerin des Jahres, was sich auf Englisch natürlich auch ziemlich gut anhört. (Foto: privat)

Franziska Bischof aus dem unterfränkischen Wartmannsroth darf sich seit dieser Woche Female distiller of the year nennen. Die 31-Jährige wurde bei einer Berliner Messe für handcraftet spirits ausgezeichnet, also handgemachte Spirituosen. Bischof selbst hat zwar einen "fränkischen London Dry Gin" im Sortiment, aber sonst hat sie weniger am Hut mit dem anglofonen Gewese der jungen, hippen Brenner-Szene, die sich in der Bundeshauptstadt versammelt hat. "Craft Spirits ist ein neues Wort für etwas, was es bei uns in Bayern schon längst gibt", sagt sie. Denn in Süddeutschland genießen landwirtschaftliche Betriebe seit dem 18. Jahrhundert das Sonderrecht, 300 Liter reinen Alkohol im Jahr zu brennen. Erst Anfang dieses Jahres ist dieses historische Privileg auf Bauern in ganz Deutschland ausgedehnt worden. Auf dem Hof der Eltern aufgewachsen, übt Franziska Bischof das Brennrecht schon in vierter Generation aus - ihr Urgroßvater Ludwig hatte es erstmals erhalten. Als Kind war sie übrigens noch wenig begeistert davon, Äpfel von der Streuobstwiese aufzulesen und Früchte einzumaischen. Sie ging zunächst einen ganz anderen Berufsweg und studierte in Italien Tourismusmanagement. Im Süden, so erzählt sie, habe sie dann aber ihre Liebe zum Genuss und zu hochwertigen Rohstoffen entdeckt. Also entschloss sie sich, in den 2000-Einwohner-Ort Wartmannsroth zurückzukehren, und machte an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau einen Abschluss als staatlich anerkannte Brennerin. Inzwischen hat Bischof aus einer Nebenerwerbsbrennerei ein professionelles Geschäft gemacht, mit einem modernen Sortiment vom Whisky "Rebell" bis zum Zwetschgenbrand "Diva" und mit einem schicken Lokal. Irgendwie bodenständig und weltläufig zugleich.

© SZ vom 10.03.2018 / henz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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