CSU und Strauß:Alle huldigen Franz Josef - sogar Pauli

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Nach Haderthauers Zweifel am Vorbildcharakter des CSU-Mitgründers scheint bei den Christsozialen eine Strauß-Renaissance angebrochen zu sein.

Nach dem CSU-internen Wirbel um die Zweifel von Sozialministerin Christine Haderthauer am Vorbildcharakter von Franz Josef Strauß haben mehrere CSU-Spitzenpolitiker ihre Verehrung für den 1988 gestorbenen Parteichef bekundet.

Franz Josef Strauß an seinem 70. Geburtstag im Jahre 1985 (Foto: Foto: dpa)

Strauß sei "Vorbild für uns alle", sagte Landtagsfraktionschef Georg Schmid an diesem Dienstag in München.

Strauß über Söders Bett

Umweltminister Markus Söder sagte, Strauß sei der "eigentliche Begründer des Mythos CSU". "Strauß hing über meinem Bett", erinnerte sich der frühere Generalsekretär an seine Jugend.

Agrarminister Helmut Brunner sagte, Strauß sei "selbstverständlich" Vorbild. "Bayern profitiert heute noch von den Rahmenbedingungen, die Strauß gesetzt hat."

CSU-Chef Horst Seehofer hatte nach Zeitungsberichten kurzfristig mit dem Gedanken gespielt, Haderthauer aus dem Kabinett zu werfen.

Sogar Gabriele Pauli, Ex-CSU-Rebellin und jetzige Europaspitzenkandidatin der Freien Wähler, outete sich als frühere Strauß-Anhängerin. "Mich hat seine rhetorische Schlagkraft und seine intellektuelle Spitzfindigkeit begeistert", sagte Pauli der Deutschen Presse-Agentur in Würzburg.

"Ich habe seitdem nie mehr solche Reden erlebt, die so viele Tausende zusammengeführt haben." Heute wäre ein Strauß' Politikstil "nicht mehr denkbar", schränkte Pauli ein. "Aber zu einer Zeit war er ein bedeutender Politiker."

Der designierte CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel erklärte Strauß zwar nicht zum Vorbild, stimmte aber in die Kritik an Haderthauer ein.

"Ich habe ihm widersprochen, solange er lebte", sagte Waigel dem Straubinger Tagblatt über Strauß. "Und über den toten Strauß werden Sie von mir nichts Negatives hören."

Strauß habe sich so große und überragende Verdienste um Bayern, Deutschland und Europa erarbeitet, "dass ich es für unangebracht hielte, jetzt mit kritischen Bemerkungen herauszukommen", sagte Waigel.

Strauß-Tochter Monika Hohlmeier hatte die Äußerungen Haderthauers mit den Worten kommentiert: "Man sollte die Lebensleistung großer Politiker nicht herabwürdigen, bevor man selbst nicht ähnliches erreicht hat."

Als Generalsekretärin hatte Haderthauer im vergangenen Jahr den CSU-Landtagswahlkampf organisiert, der für die Partei in einem Wahldebakel geendet hatte. Sie trat zurück, Seehofer holte sie aber in sein Kabinett, weil er auf mehr Frauen und Nachwuchspolitiker setzt.

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