CSU: Beckstein-Nachfolge:Seehofer wird Ministerpräsident

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Wissenschaftsminister Goppel und Innenminister Herrmann ziehen ihre Kandidaturen für das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten zurück. Eine Kampfabstimmung in der CSU-Fraktion wird damit vermieden - und der Weg ist frei für Bundesagrarminister Seehofer.

Katja Auer und Annette Ramelsberger

Das Rennen um das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten ist entschieden. Nur einen Tag vor der Abstimmung in der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag haben die beiden Mitbewerber des designierten CSU-Chefs Horst Seehofer, Wissenschaftsminister Thomas Goppel und Innenminister Joachim Herrmann, ihre Kandidatur zurückgezogen.

(Foto: Foto: dpa)

Damit ist der Weg für Seehofer in das höchste bayerische Regierungsamt frei. "Das erste Mal in meiner fast 40-jährigen politischen Laufbahn habe ich so etwas wie einen leichten Bammel", sagte Seehofer nach der Entscheidung. An diesem Mittwoch sollen ihn die Mitglieder der Fraktion zum Ministerpräsidenten-Kandidaten wählen. Seehofer soll auf dem CSU-Sonderparteitag am 25.Oktober auch den Vorsitz der CSU von Erwin Huber übernehmen.

Mit dem Rückzug der beiden Kandidaten werde der Weg freigemacht "für die in der CSU mehrheitlich gewünschte Zusammenführung der beiden Spitzenämter in Staat und Partei", hieß es in einer CSU-Erklärung. Goppel und Herrmann hatten sich am Dienstagnachmittag mit Seehofer und dem scheidenden CSU-Chef Huber getroffen. Noch am Tag zuvor hatten beide auf ihrer Kandidatur beharrt - um sich gute Posten in der künftigen Koalitionsregierung zu sichern, hieß es in der CSU. Herrmann hatte der Süddeutschen Zeitung erklärt: "Meine Kandidatur steht."

Seehofer und Herrmann hatten sich am Nachmittag im Innenministerium getroffen - ausgerechnet in jenem Zimmer, in dem der scheidende Ministerpräsident Günther Beckstein jahrelang als Innenminister residiert hatte. Später kamen auch Goppel und Huber hinzu. Hermann hatte sich offenbar dem Druck einflussreicher Partei-Granden gebeugt, die während des Tages bei ihm angerufen hatten: unter anderem Landtagspräsident Alois Glück, aber auch Beckstein selbst.

Nach dem Treffen sagte Beckstein: "Das Amt ist das schönste Amt, das es auf der Welt für einen Politiker gibt, aber es ist eine ungeheure Herausforderung. Horst Seehofer wird das auch spüren. In dem Augenblick, wo man am Gipfel ist, ist der Wind normalerweise viel stärker als im Tal."

Staatskanzleichef Eberhard Sinner, dessen unterfränkischer Bezirksverband mehrheitlich Goppel unterstützt hatte, zeigte sich zufrieden mit dem Konsens. "Eine geschlossene Lösung ist allemal besser als eine Kampfabstimmung."

Herrmann war vom CSU-Bezirksverband Mittelfranken unterstützt worden, dessen stellvertretender Vorsitzender Manfred Weiß Herrmanns Entscheidung bedauerte. Dennoch sei er solidarisch, eine einstimmige Lösung sei ebenfalls zu begrüßen. Der niederbayerische CSU-Vorsitzende Manfred Weber, dessen Bezirk sich als erster für Seehofer ausgesprochen hatte, forderte Unterstützung für den neuen Regierungschef. Am Ende hatte sich die Mehrheit der zehn CSU-Bezirksverbände dafür ausgesprochen, beide Ämter Seehofer zu übertragen.

Unklar ist, was aus Landtagsfraktionschef Georg Schmid wird, der zunächst ebenfalls als Ministerpräsident kandidieren wollte, dann aber zurückzog. Seine Wahl steht zwar am heutigen Mittwoch auf der Tagesordnung, könnte allerdings per Antrag noch gestrichen werden. Seehofer soll Erwin Huber als Fraktionsvorsitzenden favorisieren.

© SZ vom 08.10.2008/cag/ssc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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