Blattmacher-Wettbewerb:Crossmedial im Bunker

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Analog oder digital - wie sieht die Schülerzeitgung der Zukunft aus? Im Gymnasium Fürstenried ist die Antwort ebenso eindeutig wie vielfältig: Das Bunkerblatt'l ist crossmedial.

Von Andreas Glas

Es begann ziemlich analog: in den Köpfen der Redakteure. Als der Homepage-Plan dann ausgeheckt war, setzte sich Tilman von Werthern an den Schreibtisch, klickte und scrollte durchs Netz, um sich Inspiration zu holen. Irgendwie passt es zu von Wertherns Wesen, dass er sich am Ende für ein geradliniges Design entschieden hat: Die Farben beschränken sich auf Gelb- und Grautöne, das Layout ist frei von Schnörkeln. Die Bunkerblatt'l-Homepage schaut inzwischen so aus, wie es sich von Werthern vorgestellt hat. Und trotzdem: Als die Seite fertig war, fühlte es sich an, als stehe er mit leeren Händen da. Von Werthern hängt eben am gedruckten Heft: "Da hat man halt was in der Hand."

Die Schülerzeitung Bunkerblatt'l (www.bunkerblattl.de) gibt es am Gymnasium Fürstenried seit 1977, seit ein paar Jahren ist der 18-jährige Tilman von Werthern ihr Chefredakteur. Der Name des Heftes hat mit dem Schulgebäude zu tun: ein grauer Betonklotz, den die Gymnasiasten halb spöttisch, halb liebevoll "Bunker" nennen. In der Vergangenheit hat die Bunkerblatt'l-Redaktion gezeigt, wie eine gute Schülerzeitung aussehen kann: moderne Magazinoptik, abwechslungsreiche Rubriken, ein guter Mix aus kurzweiligen und informativen, manchmal auch sehr kritischen Texten. Vor drei Jahren stand die Redaktion vor der Frage, wie die Schülerzeitung der Zukunft aussehen soll: analog oder digital? Die Antwort war ebenso eindeutig wie vielfältig. Sie lautete: crossmedial.

"Wir sehen die Homepage als Ergänzung zum Printmagazin", sagt Chefredakteur von Werthern über das Crossmedia-Konzept. Um zu verstehen, wie die Print-Online-Kombination funktioniert, braucht man das Magazin nur neben den PC-Bildschirm zu legen - und mit der Homepage zu vergleichen. Im Heft: polierte Fotostrecken, ausführliche Interviews und große, aufwendig recherchierte Geschichten. Im Netz: aktuelle Schul-News, Kritiken neuester Kinofilme und Videoclips. Im Heft wird aufs Netz verwiesen und im Netz aufs Heft: "So dass diejenigen, die nur unser Heft lesen, auch mal einen Blick auf die Homepage werfen - und umgekehrt machen wir auf der Homepage Werbung für unsere Printausgabe", sagt von Werthern.

Immer mehr bayerische Schülerzeitungen setzen inzwischen auf das Crossmedia-Konzept. Über Homepage und Facebook-Profil beziehen die Macher ihre Leser mit ein, geben ihnen die Möglichkeit, Texte zu kommentieren, und die Arbeit der Redaktion in Umfragen zu bewerten. Das digitale Feedback hilft wiederum den Schülerreportern bei der Produktion der Zeitung. Die Fürstenrieder Gymnasiasten können sogar mit dem Smartphone auf ihr Schulmagazin zugreifen. Auch die mobile Version des Bunkerblattl's hat Tilman von Werthern programmiert - es ist eine Art Nachlass, zum Ende des Schuljahrs hört er als Chefredakteur auf. Was direkt nach dem Abi kommt, weiß von Werthern noch nicht genau. Er schwankt zwischen Auslandsjahr und Freiwilligem Sozialen Jahr. Wie es danach weitergehen soll, weiß er dafür umso besser: Er will in die Medien.

Mit dem Bunkerblatt'l wird es natürlich weitergehen, dann eben mit einem neuen Chefredakteur. Die Print-Online-Kombination wird auf jeden Fall beibehalten, versichert Tilman von Werthern. Komplett aufs Internet setzen wollen die 25 Fürstenrieder Redakteure aber auf keinen Fall. Dafür, sagt von Werthern, sei das Fieber vor jedem Erscheinen des gedruckten Hefts einfach zu groß.

© SZ vom 02.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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