Blattmacher 2016/2017:Dynamisch, jung, kreativ

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Die Schülerzeitung "Peer plus" des Egbert-Gymnasiums in Münsterschwarzach erscheint bereits seit zehn Jahren auch als eigenständige Online-Ausgabe

Von Katharina Schmid, Münsterschwarzach

Print, Online oder beides? Nicht nur die großen Zeitungen in Bayern haben sich in den vergangenen Jahren verstärkt mit dem Thema Online-Journalismus beschäftigt. Auch immer mehr Schülerzeitungen wagen den Absprung ins weltweite Web. Aus gutem Grund, denn wer, wenn nicht junge Leute beschäftigen sich mit Inhalten vor allem über digitale Kanäle. Doch welche Erfahrungen machen Schülerzeitungsredakteure mit ihrem Internetauftritt und welche Tipps haben sie für ihre Kollegen? Die SZ hat dort nachgefragt, wo Online-Schülerzeitung entsteht. Und das schon seit zehn Jahren. Nämlich bei den Machern von PEER plus, der Schülerzeitung des Egbert-Gymnasiums im unterfränkischen Münsterschwarzach.

"Wer sind wir? Wir sind Journalisten. Wir sind neugierig, fragen nach, recherchieren und berichten. (...) Wir sind Fotografen. Wir erschaffen Eindrücke, die eindrucksvoll sind. Wir visualisieren, illustrieren, veranschaulichen. (...)" Beinahe getextet wie ein Rap - so stellen sich die Macher von Peer plus auf ihrer Homepage dem Lesepublikum vor: dynamisch, jung, kreativ.

Die Schüler aus Münsterschwarzach, die im letztjährigen Landesschülerzeitungswettbewerb "Blattmacher" auf dem dritten Platz gelandet sind, setzen stark auf das Internet. Sie pflegen neben der zweimal jährlich erscheinenden Printausgabe eine eigene Homepage, die sie 2014 einer Generalüberholung unterzogen haben. Zusätzlich zeigen sie auf einem Youtube-Kanal Videoclips, die die gedruckten Inhalte ergänzen und Lust auf die Lektüre der Printausgabe machen sollen.

Als die Vorgänger der jetzigen Redakteure den Schritt ins Internet wagten, waren sie so etwas wie die Pioniere der Schülerzeitungs-Onliner. Denn bis heute ist es kein Usus, dass Schülerzeitungen einen eigenen Internetauftritt haben. Das bestätigen die jüngsten dem Kultusministerium vorliegenden Zahlen: Außer den 830 gedruckten Schülerzeitungen in Bayern gab es 2014 nur 30 Online-Zeitungen und etwa genauso viele online und im Print veröffentlichte Schülerzeitungen. Nicht gerade viele im Verhältnis zur Gesamtzahl, auch wenn davon auszugehen ist, dass die Anzahl der Online-Schülerzeitungen in den vergangenen Jahren gestiegen sein dürfte.

Johanna Günther ist aktuell für die PEER plus-Homepage verantwortlich. Sie sieht den Online-Auftritt ihrer Zeitung als Zusatzangebot zur Printausgabe. "Der Platz in der gedruckten Zeitung ist begrenzt. Deshalb versuchen wir, die Schüler über unsere Homepage über alles, was in der Schule so los ist, auf dem Laufenden zu halten", sagt die 17-Jährige. In verschiedenen Kategorien sind Inhalte aus dem Schulleben abrufbar, geschrieben werden die Texte von verschiedenen Mitgliedern der PEER plus-Redaktion. Johanna ist dann dafür zuständig, dass die Texte tatsächlich online gehen. Ihr Tipp an alle Online-Einsteiger: "Es gibt nicht vieles, was man falsch machen kann, jeder findet seinen Weg. Man muss nur anfangen und rumprobieren, war bei mir nicht anders."

Johanna hat dabei auch das Coaching von den Profis, Trainern dem Verein Bundesvereinigung Jugendmedienbildung und den Redakteuren der Süddeutschen Zeitung geholfen. Im vergangenen Sommer hat sie an einem Workshop zum Thema "Digitale Schülerzeitung" teilgenommen, der im Rahmen des "Blattmacher"-Wettbewerbs gefördert worden war. Das habe ihr neue Möglichkeiten in der Gestaltung einer Homepage aufgezeigt, sagt sie. Und welche Themen eignen sich besonders für den Online-Auftritt? "Ich glaube, dass es wichtig ist, auch Themen zu nehmen, die keinen Platz in der Printausgabe finden, zum Beispiel einen Vorlesewettbewerb", meint Johanna. "Für die Schüler ist es immer cool, sich auf unserer Homepage wiederzufinden."

PEER plus geht noch weiter. Eine eigene Homepage reicht den Machern nicht. Seit drei Jahren gibt es den eigenen Youtube-Kanal, per Link von der Homepage aus zu erreichen. Dort bieten Hannah Hofmann und ihre Kollegen aus dem Filmteam Zusatzangebote zur gedruckten Ausgabe an. Kurze Filme, Interviews mit neuen Lehrern, Stimmen zu Debatten wie der um G 8 oder G 9, aber auch Themen wie Rassismus im Internet finden dort ihren Platz. Jeweils am Wochenende vor der Veröffentlichung der Printausgabe gehen die Youtube-Beiträge online; als Appetithappen für die gedruckte Zeitung.

Die 13-jährige Hannah kann die Arbeit an den Youtube-Clips nur empfehlen. Durch das Filmemachen habe sie viel gelernt, den Umgang mit der Kamera sowieso, aber auch psychologische Kniffe, etwa wie man Leute vor laufender Kamera zum Reden bringt. Allen Neulingen im Filmgeschäft gibt sie mit auf den Weg: "So kompliziert ist es nicht, auch wenn eine Kamera ganz schön viele Knöpfe und Schalter hat."

PEER plus macht's vor, einige andere machen's bereits nach und es ist zu erwarten, dass sich in Zukunft noch mehr Schülerzeitungsredaktionen für einen Online-Auftritt entscheiden werden. Beim diesjährige "Blattmacher"-Wettbewerb wird sich zeigen, ob es seit 2016 schon ein paar mehr geworden sind.

Bewerber schicken fünf Originale einer Ausgabe, erschienen zwischen September 2016 und 20. Juni 2017, und den ausgefüllten Teilnahmebogen an die Süddeutsche Zeitung, Bayernredaktion, Hultschiner Straße 8, 81677 München. Einsendeschluss ist der 20. Juni 2017 (Datum des Poststempels). Ausführliche Ausschreibung unter sz.de/blattmacher oder km.bayern.de/blattmacher.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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