Bischof Mixa und der Kunsthandel:"Ein Preis jenseits der Realität"

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Mit Geldern aus einer Stiftung hat Bischof Mixa einen Stich gekauft - und offenbar viel zu viel bezahlt. Wurde der Oberhirte übers Ohr gehauen?

A. Roß und S. Mayr

Hat der Augsburger Bischof Walter Mixa mit der Zahlung von 43.000 Mark für einen Stich des italienischen Künstlers Giovanni Battista Piranesi nur einen guten, aber meist mittellosen Freund in Rom alimentiert wollen, oder wurde er von diesem brutal übers Ohr gehauen?

Kunstsammler meldeten sich aufgrund der Berichterstattung über den Kauf des Werkes bei der Süddeutschen Zeitung und äußerten massive Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Kaufpreises. "Bei dieser Geschichte hat sich einer oder haben sich mehrere Menschen dumm und dämlich verdient, der Preis ist jenseits jeglicher Realität", sagte ein Kunstsammler, der ungenannt bleiben will.

Eine Nachfrage beim renommierten Münchner Auktionshaus Karl & Faber bestätigte die Aussage des Sammlers. Ein Piranesi aus dem 18. Jahrhundert sei 1995 sicher nicht mehr als 4500 Mark wert gewesen. Heute bezahle man dafür zwischen 1000 und 1500 Euro, erklärte eine Expertin des Auktionshauses der SZ. Bischof Mixa war schon zuvor unter Druck geraten, weil er den Stich offenbar aus Mitteln der Katholischen Waisenhausstiftung Schrobenhausen erworben hat.

Nun wird die Luft für den Bischof, der nach Prügelvorwürfen von ehemaligen Heimkindern ohnehin in der Kritik steht, noch dünner. Verkäufer des Stichs von Piranesi war - wie berichtet - Rudolf Paul Koletzko, der langjährige Sekretär des ehemaligen Augsburger Bischofs Josef Stimpfle.

Koletzko lebt seit mehr als einem Vierteljahrhundert in Rom, wo er nach eigenen Angaben als Generalsekretär der Stiftung Rotonda Romana wirkt. Diese Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die kulturellen Beziehungen zwischen Bayern und Rom zu pflegen.

Gründungsmitglieder wie die ehemaligen CSU-Landräte Richard Keßler (Neuburg/Donau), Heinrich Frey (Starnberg), Xaver Bittl (Eichstätt) und der verstorbene Anton Dietrich (Dillingen) nutzten diesen Organisation immer wieder, um mit Freunden mehrtägige Informations- und Vergnügungsfahrten nach Rom zu unternehmen. Ihr Generalsekretär Koletzko fungierte dabei als Türöffner für die Besucher aus Bayern. Mal schleuste Koletzko die Besuchergruppen zur Morgenmesse mit dem Papst, mal wurden politische Termine absolviert.

Koletzko rühmt sich seiner intimen Kenntnisse des Vatikans, weshalb er auch gelegentlich andere Besuchergruppen aus Bayern durch Rom und durch die heiligen Hallen gelotst hat. Dennoch fragen sich Politiker, aber auch Kirchenleute aus Schwaben, wovon Koletzko in Rom eigentlich lebt. Vor Jahren hat er offenbar einmal an Politiker und ihm bekannte Kirchenmänner an Weihnachten einen Bettelbrief geschrieben, weil man ihm seine Wohnung in Rom ausgeraubt habe.

Zum früheren Eichstätter und heutigen Augsburger Bischof Walter Mixa hat Koletzko all die Jahre engen Kontakt gehabt. Warum er seinen Job als Bischofssekretär bei Stimpfle plötzlich aufgab und nach Rom ging, darüber gibt es in Kirchenkreisen bis heute Spekulationen.

Bischof Mixa hat mittlerweile eingeräumt, dass es in seiner Ära als Kuratoriumsvorsitzender der Katholischen Waisenhausstiftung Schrobenhausen "wohl mehrfach zu finanztechnisch unklaren Zuordnungen von Ausstattungsgegenständen zwischen der Waisenhausstiftung und der Pfarrkirchenstiftung gekommen" sei.

Wie diese "unklaren Zuordnungen" konkret ausgesehen haben könnten, berichtete die Augsburger Allgemeine am Dienstag: Mixa habe "Mitte der neunziger Jahre" bei einem "Haustürgeschäft" einen "liturgischen" Teppich für 18.000 Mark gekauft. Diese Anschaffung erfolgte offenbar ohne Rücksprache mit den Gremien, denn nach Informationen der SZ lehnte die Kirchenverwaltung die nachträgliche Übernahme der Kosten ab.

Zweifel an Voß wachsen

Daraufhin soll Mixa die 18.000 Mark "kurzerhand aus Geldern der Waisenhausstiftung" bezahlt haben. Erst später habe der Pfarrgemeinderat den Teppich für 12.000 Mark gekauft - dem Kinderheim könnte damit ein Schaden in Höhe von 6000 Mark entstanden sein. Ob diese Transaktion den Tatbestand der Untreue erfüllt, wird demnächst der von der Waisenhausstiftung beauftragte Sonderermittler Sebastian Knott beantworten müssen. Der Ingolstädter Rechtsanwalt hat für Ende der Woche eine Stellungnahme angekündigt. Nach Angaben der Augsburger Allgemeinen gebe es "Dutzende ähnlicher Fälle".

Im Zuge der Prügel- und Finanzaffäre wächst in Bistumskreisen offenbar auch der Druck auf Dirk Hermann Voß, den bischöflichen Koordinator für Öffentlichkeitsarbeit. Voß, der als Geschäftsführer des St. Ulrich Verlages nach dem Bischof der mächtigste Mann im Bistum Augsburg ist, hat nach Meinung von etlichen Priestern dem Oberhirten mit seiner Drohung geschadet, die Diözese behalte sich juristische Schritte gegen die Vorwürfe der Heimkinder vor. Bis jetzt aber hat sie nichts unternommen.

© SZ vom 14.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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