Heldin der Woche

Ihr Wirtshaus ist im ganzen Rottal bekannt, ihre Schnitzel sind berühmt, ihr Schweinsbraten ebenso. Trotzdem hat Resi Trager am Freitag ihre Küche zugesperrt, und zwar für immer, zum großen Bedauern ihrer Gäste. Mit einem Noagal-Fest ist die Ära des 400 Jahre alten Tragerwirts in Neumarkt-St. Veit zu Ende gegangen. Resi Trager hätte gerne noch weitergemacht, aber die Erbengemeinschaft, der das Wirtshaus gehört, wird das Gebäude nach der Renovierung an eine Bank vermieten. 55 Jahre lang hat das Reserl, wie sie alle nennen, das altehrwürdige Wirtshaus geführt. Fast tausend Sympathisanten des Tragerwirts hatten sogar eine Facebook-Seite ins Leben gerufen, um den Erhalt der Traditionswirtschaft zu unterstützen. Es half alles nichts. Mit den Wirtschaften sterben auch Institutionen wie Resi Trager aus, Wirtinnen mit Leib und Seele, die vom Leben oft mehr Ahnung haben als viele Weitgereiste. Resi Trager ist eine Koryphäe der alten Rottaler Bauern- und Wirtshausküche, sie hat nur frische Sachen serviert. Die Speisekarte enthielt noch das alte Potpourri der bayerischen Küche: Böfflamott, Dampfnudeln, Erdäpfebratl, Sauerbraten, nicht zuletzt das famose Tragerschnitzel. Sie hat ihre Suppen nur mit Wurzelgemüse gekocht, statt Packerlsoß' hat sie echten Bratenfond serviert. Dabei hat sie stets über den Tellerrand hinausgeblickt, ihre kulinarischen Erkundungsreisen führten sie bis nach China und Südamerika. "Wenn i wieder auf d'Welt komm, werd i wieder a Wirtin!", sagt sie, eine Wirtin, die für ihre Gäste auch Seelentrösterin, Psychologin und Lebensberaterin war. "Schee war's", hat sie in der Abschiedsanzeige im Lokalblatt inseriert, und es ist echt wahr: So schee wie bei der Trager Resi wird's nie wieder.