Bad Hindelang:Oberjoch wird aufgemotzt

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Modernisierung des Skigebiets verschlingt 23 Millionen Euro

Von Jonas Schöll, Bad Hindelang

Wenn Adalbert Martin über die Zukunft des Skigebiets Hindelang-Oberjoch spricht, wird er nostalgisch: "Es ist die Wiege des Skisports in Deutschland", sagt der Bürgermeister von Bad Hindelang im Allgäu. Erstmals in Deutschland hätten sich dort im Winter 1943 Skifahrer von einem motorisierten Schlepplift bergauf ziehen lassen. Doch heute sei die Anlage veraltet, sagt Martin, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Liftgesellschaft ist.

Um sich im Wettstreit mit anderen alpinen Skiregionen behaupten zu können, will die Betreibergesellschaft das Skigebiet Hindelang-Oberjoch jetzt mit 23 Millionen Euro auf den neuesten Stand bringen. An diesem Samstag beginnen die Bauarbeiten, bereits zur Skisaison 2015 soll die neue Bergbahn in Betrieb gehen.

"Die Schlepplifte sind in der heutigen Zeit nicht mehr marktgerecht", sagt der Geschäftsführer der Bergbahnen, Eric Enders. Diese werden nun durch Sessellifte ersetzt - damit die Wintersportler nach der Abfahrt schneller wieder nach oben kommen und sich die Wartezeiten verkürzen. Zudem werde bei der Beschneiungsanlage die Leistung der Pumpen erhöht, um alle Pisten gleichzeitig mit Kunstschnee versorgen zu können. Und es soll neue Toiletten an den Liften geben.

In den vergangenen Jahren wurden bereits etwa 15 Millionen Euro in dieses Skigebiet investiert. Bei der Regierung von Schwaben hat die Betreibergesellschaft eine Förderung von 35 Prozent des Freistaats für kleine Skigebiete beantragt. "Es ist nicht so, dass wir zu viel Geld übrig haben, aber wir müssen dringend handeln", betont Bürgermeister Martin. Der Wintersport sei ein zentraler Anker des Tourismus in Bad Hindelang. Und davon leben die Menschen im Ort: Von den etwa 5000 Einwohnern seien 2000 direkt oder indirekt im Tourismus beschäftigt.

Neben dem Erhalt von Arbeitsplätzen versprechen sich die Verantwortlichen von der Modernisierung auch eine Steigerung der Anlagenkapazität von bis zu zwölf Prozent. Zudem rechtfertigen sie so auch Preiserhöhungen: Die Tageskarte steigt im Winter um 2,50 Euro auf 36 Euro.

Der Wettbewerbsdruck unter den Skigebieten sei enorm, meint Bergbahnen-Chef Enders. Denn auch viele andere Skigebiete in den bayerischen Alpen rüsten auf - mit Liften, Schneekanonen, Beschneiungsbecken. Für gewöhnlich schrillen bei solchen Projekten bei Umweltschützern die Alarmglocken. So wie beispielsweise beim Ausbau des Skigebiets Sudelfeld oberhalb von Bayrischzell, wo Umweltschützer lange, am Ende vergeblich dagegen kämpften.

Doch in Hindelang bleibt der Protest aus: "Wir sind grundsätzlich nicht gegen die Modernisierung bereits bestehender Skianlagen", sagt der Präsident des Deutschen Alpenvereins, Ludwig Wucherpfennig. Solange dafür kein neues Gelände bebaut werde, sondern auf bereits bestehenden Trassen die Lifte erneuert würden, sei das kein Problem. Ein Sprecher des Bund Naturschutz teilt diese Auffassung, doch fügt hinzu: "Wir sehen Investitionen in den Skitourismus in Bayern wegen des Klimawandels grundsätzlich kritisch."

Zündstoff birgt dagegen die Zukunftsidee, das Skigebiet Oberjoch irgendwann mit den Gebieten Schattwald und Zöblen im Tannheimer Tal zu verbinden. So ein Zusammenschluss sei nach wie vor eine Vision, sagt der bayerische CSU-Landtagsabgeordnete und Oberallgäuer Kreisrat Eric Beißwenger. Bergbahnen-Chef Eric Enders meint dazu: "Visionen und Träume haben wir, aber jetzt machen wir erst mal unsere Hausaufgaben."

Bei derlei Visionen stellen sich bei den Naturschützern jedoch die Nackenhaare auf. "Das wäre eine absolute Katastrophe", kritisiert der BN-Sprecher. "Ein Eingriff in dieses ökologisch höchst sensible Gebiet ist ein absolutes No-go." Auch der Deutsche Alpenverein äußerte Kritik an diesem Vorhaben.

© SZ vom 19.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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