Mitsubishi Colt neu:Dauerläufer

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Wer zwischen all den Ford Fiestas, VW Polos und Seat Ibizas einen Kleinwagen der etwas anderen Art sucht, findet im Colt eine smarte Alternative.

Günther Fischer

B-Segment nennen die Autobauer den Teil des Marktes, der sich momentan noch einigermaßen "bewegt" und in dem man noch ein paar Autos verkaufen kann: die Kleinwagen. Und da tummeln sich viele: unter anderem der neue Ford Fiesta, der Renault Clio, der neue Seat Ibiza, der VW Polo und viele andere. Auch der Mitsubishi Colt, der sich seit 2004 immerhin rund 77.000 Mal in Deutschland verkauft hat (rund 240.000 Mal in Europa). Kein Renner also, aber auch kein Flop.

Große Schnauze: Der neue Colt trägt das neue Familiengesicht. (Foto: Foto: Mitsubishi)

Facelift oder neues Auto?

Jetzt hat sich Mitsubishi seinen Kleinwagen vorgenommen - und damit eine Frage aufgeworfen, die wir uns in letzter Zeit immer öfter stellen müssen: Ist das gerade vorgestellte Modell tatsächlich ein neues Auto - oder kam es nur in den Genuss eines mehr oder minder umfangreichen Facelifts? Ein Frage, die schon beim VW Golf 6 alias Golf 5.5 und beim Seat Exeo alias Audi A4 alt nur schwer zu beantworten war. "Bei diesem Colt sind 65 Prozent aller Teile neu", so Mitsubishi-Sprecher Helmut Bauer. "Da kann man durchaus von einem neuen Auto sprechen."

Zugegeben: Die Front wurde komplett neu gestaltet, auch das Heckteil. Es gibt neue Armaturen und ein modifiziertes Sitzkonzept. Der meiste Aufwand wurde aber in ein "Noise Vibration & Harshness" (NVH) genanntes Vorhaben gesteckt: Der neue Colt sollte im Vergleich zu seinem Vorgänger schlicht leiser werden und nicht mehr ganz so rau wirken. Die Motoren und das Fahrwerk aber blieben fast unverändert. Facelift also oder neues Auto? Die Antwort liegt wohl irgendwo in der Mitte.

Mit der neuen Front und dem aggressiv großen Maul zeigt der Colt ab sofort seine Familienzugehörigkeit: Auch der Lancer fährt schließlich so vor. Der neue Colt ist zudem um sieben Zentimeter in der Länge gewachsen - was vor allem dem Vorderbau des Wagens und der wegen des besseren Fußgängerschutzes etwas nach oben gerückten Motorhaube geschuldet ist. Dass auch das Heck neu gestaltet wurde, ist Geschmackssache: Von hinten sah auch der alte Colt nicht schlecht aus. Neu sind jedenfalls die Rückleuchten, die weiter unten platziert wurden.

Mitsubishi Colt
:Dauerläufer

Wer zwischen all den Ford Fiestas, VW Polos und Seat Ibizas einen Kleinwagen der etwas anderen Art sucht, findet im Colt eine smarte Alternative.

Ansonsten soll der neue Colt mit besserem Geräuschkomfort, besseren Bezugsmaterialien und einer modifizierten Instrumententafel punkten. Die Variabilität der Rückbank wurde besser, dadurch steigt das maximale Ladevolumen von 854 auf 1032 Liter. Ein Manko des Vorgängers hat Mitsubishi ebenfalls beseitigt: So einfach die Rücksitze früher in der Handhabung waren, so schwer waren sie zu heben, wenn sie mal raus mussten. Jetzt bleiben sie im Auto, ergeben dafür aber - bei Bedarf - einen ebenen Kofferraumboden.

Kein Diesel mehr im Programm

Die erste Ausfahrt zeigte, dass schon die preiswerte Basisversion mit dem 1.1-Liter-Motor ganz ordentlich zu bewegen ist. Die 55 kW/75 PS reichen in den meisten Lebenslagen völlig aus, nur bei höheren Drehzahlen wird der Motor knurrig. Sportliche 165 km/h soll er laufen - allerdings dauert es, bis das Höchsttempo erreicht ist. Und dann wird es - wie in jedem Kleinwagen - auch ein bisschen laut.

Zur Wahl steht weiterhin auch ein 1,3-Liter-Benzinmotor mit 70 kW/95 PS. Der Dieselmotor wurde aus dem Programm genommen. Stattdessen gibt es ab dem nächsten Jahr eine Motorversion, die für den Betrieb mit Bio-Ethanol optimiert wurde und mit einer Start-Stopp-Automatik ausgerüstet ist. Neu ist auch die erweiterte Sicherheitsausstattung mit Bremsassistent und einer Funktion, die den Warnblinker selbständig aktiviert.

Der bisherige Colt CZT entfällt, künftig heißt der Sportler unter den Colt-Modellen Ralliart. Dank steiferer Karosserie und überarbeitetem Fahrwerk mit größeren Vorderachsstabilisatoren (das einzige Modell, wo man Hand anlegte) soll er sich noch agiler um die Ecken zirkeln lassen als der Vorgänger. Den Antrieb übernimmt wie bisher ein 1,5-Liter-Turbo mit 150 PS.

Den Durchschnittsverbrauch gibt Mitsubishi mit 5,5 Liter für den 1,1-L-Motor und mit 6,0 Liter (Automatik: 5,8) für den 1,3-L-Motor an. Der 1,5-Liter-Turbo des Ralliart soll sich mit 6,8 Litern auf 100 Kilometer begnügen. Den Colt gibt es nach wie vor als Drei- und Fünftürer, auch das Ralliart-Modell. Es werden auch weiterhin die drei Austattungsversionen Invite, Inform und Intense angeboten.

Auch die Preise bleiben erstaunlich moderat: Der 1,1-Liter-Colt kostet in der Basisversion (drei Türen) wie 2004 immer noch 9990 Euro. Berücksichtig man die Inflation, so ist das Wägelchen im Grunde sogar billiger geworden. ABS ist Serie, ESP (bei Mitsubishi MASC genannt) gibt es nur im Sicherheitspaket mit Traktionskontrolle, Kopfairbags vorne und hinten sowie Scheibenbremsen hinten und kostet 600 Euro Aufpreis. Als Fünftürer kostet der 1,1-Liter 12.990 Euro (Inform-Austattung).

Die weiteren Preise: Der 1,3-Liter beginnt als Dreitürer bei 12.490 Euro (Inform), als Fünftürer bei 13.490 Euro (Inform). Für die Rennsemmel namens Ralliart will Mitsubishi 18.990 Euro (drei Türen) bzw. 19.990 Euro (fünf Türen).

Mitsubishi hat mit dem neuen Colt zwar nicht scharf geschossen, aber auch nicht daneben gezielt: Auch der Neue bleibt ein Colt für alle Fälle - wer einen smarten Kleinwagen der etwas anderen Art sucht, findet in ihm eine prima Alternative. Ab dem 15. November steht der neue Colt bei den Mitsubishi-Händlern.

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