Genf 2009: Rolls-Royce 200 EX:Spar-Röll(s)chen

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Wer nach der Finanzkrise statt mega- nur noch superreich ist, dem bietet Rolls-Royce den 200 EX. Er ist echtes Schnäppchen - aber nur im Vergleich zu anderen Rolls-Royce-Modellen.

Sebastian Viehmann

Den Rolls-Royce verschrotten, weil die Uhr zu laut tickt? Das ist heutzutage nicht mehr drin. In der Krise muss sogar die Emily sparen - könnte man meinen. Stimmt natürlich nicht, denn dass die britische Nobelmarke ihr Programm nach unten abrunden wird, ist schon länger bekannt. Und bis vor wenigen Jahren war es ohnehin üblich, dass die Briten ein Einstiegsmodell im Programm hatten, welches statt wahnsinnig verschwenderisch nur unheimlich luxuriös daherkam. Nun steht ein Ausblick auf den Rolls für geringfügig Besserverdienende auf dem Genfer Salon.

Die Front des 200 EX: kein Säulentempel mehr, sondern angelehnt an den "Lufteinlass eines Flugzeugtriebwerks" (Foto: Foto: Pressinform)

"Der 200 EX ist eine Limousine, die einen anderen Auftritt und einen jüngeren Esprit hat, als man es bisher von einem Rolls-Royce gewohnt war", findet Chefdesigner Ian Cameron. Das augenfälligste Merkmal, in dem sich der Bug des 5,4 Meter langen und 1,9 Meter breiten 200 EX von den bulligen Fronten seiner Adelsgenossen unterscheidet, sind die unterschiedlich geformten Scheinwerfer und der Kühlergrill. "Wir haben den Stil des Grills weniger an einen traditionellen Säulentempel, sondern etwas mehr an den Lufteinlass eines Flugzeugtriebwerks angelehnt", erläutert Cameron.

Die hinteren Türen sind wie gewohnt an der C-Säule angeschlagen und schwenken nach vorne auf. "Coach Doors" nennen die Engländer diese Türen, die in einem Winkel von bis zu 83 Grad öffnen. Die Fond-Sitze sind weit hinter der C-Säule platziert, so dass die Köpfe der Passagier auch beim kleinen Rolls vor neugierigen Blicken von draußen gut geschützt sind.

Bei der Farbe der Karosserie - Verzeihung, des Exterieurs - haben sich die Rolls-Schöpfer für "Darkest Tungsten" entschieden. Motorhaube und A-Pfeiler setzen sich davon mit einem gebürsteten Silbersatin ab. Das Interieur, auf dessen Schallisolierung jedes Tonstudio neidisch wäre, beherrschen feinstes Leder, edles Gehölz und sorgsam gearbeitetes Metall. Wer es genau wissen möchte: Das Naturleder hat den Farbton Crème Light, die Teppiche sind in Cornsilk gehalten und der Dachhimmel besteht aus einem Kaschmir-Mischgewebe. Das Holzfurnier hört auf den schönen Namen Santos Palisander.

Wie eng die technische Verwandtschaft mit dem 7er BMW nun wirklich ist, bleibt ein Geheimnis. Man fragt ja auch nicht die Queen, welche Unterwäsche sie trägt. Im Maschinenraum des relativ kleinen Rolls - ein Phantom misst ja auch nur schlappe 5,6 Meter - kümmert sich ein neu entwickelter V12-Motor um die profane Pflicht der Fortbewegung. Und eben jener Zwölfender mit sechs Litern Hubraum dürfte demnächst auch im 7er seinen Dienst antreten.

Die Serienversion des 200 EX soll im September auf der IAA präsentiert werden. Einen offiziellen Preis gibt es noch nicht, die Gerüchteküche kreist aber zielsicher um eine Hausnummer von 200.000 Euro. Das entspräche immer noch mehr als zwei Dutzend Dacia Logans, wäre aber ein Schnäppchen im Vergleich zum Rest der Modellpalette. Für den Phantom zum Beispiel muss man sein Schweizer Bankkonto um mehr als das Doppelte erleichtern, beim Drophead Coupé ist man sogar erst ab 433.000 Euro dabei.

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