Fiat 500 Abarth:Der Gift-Zwerg

Lesezeit: 2 min

Wem der Fiat 500 zu harmlos ist, darf jetzt auf einen großen Namen der Renngeschichte hoffen: Abarth kommt.

Michael Specht

Frauen lieben den neuen Fiat 500, Männer auch, wenngleich aus unterschiedlichen Gründen. Mag sein, dass der Kleine bei den einen Beschützerinstinkte weckt und die anderen einfach sein Retro-Design mögen. Wenn man überhaupt Kritik hört an der Knutschkugel, dann vielleicht an der Motorleistung. Denn der Cinquecento, vor genau einem Jahr in Turin mit großem Brimborium in Szene gesetzt, hat unter seiner Haube maximal 100 PS. Zu wenig, um auch die junge, männliche Klientel hinters Lenkrad zu locken. Im Kleinwagen-Lifestyle-Segment bevorzugt sie den Mini. Einen Cooper gibt es demnächst sogar mit 211 PS.

Grau-Tier: Der Fiat 500 Abarth will böse sein - ein bisschen wenigstens. (Foto: Foto: Fiat)

Ein Hauch von Schumi im Innenraum

Abarth soll helfen. Fiat hat die Marke im vergangenen Jahr reanimiert und will sie Schritt für Schritt zu einem wichtigen Imageträger ausbauen. Abarth-Chef Luca De Meo: "Wir haben mit dem 500 einen Joker in der Hand, mit dem Potential, die Marke in Schwung zu bringen." Abarth war vor allem in den sechziger Jahren gleichbedeutend mit Rennsport und röhrenden Motoren. Die aufgestellten Hauben der kleinen Fiat, die meist frech die Strohballen am Pistenrand zerfledderten, sind unvergesslich. Abarth war so eng mit Fiat verbunden wie Oettinger mit VW oder Alpina mit BMW. Für diverse Fiat-Modelle gab es Tuning-Kits, die toll klingenden Auspuffanlagen, aber auch für viele andere Marken.

Nach dem Grande Punto mit dem Skorpion im Wappen gibt es nun also auch den knuffigen 500. Unter der Haube arbeitet ein potenter Turbo-Vierzylinder (135 PS, Benzindirekteinspritzung), der den italienischen Zwerg bei Bedarf auf 205 km/h hochtreibt. Da schaut der Vordermann auf der linken Spur und reibt sich die Augen. Für den Sprint von null auf 100 km/h gibt Fiat 7,9 Sekunden an, was ebenso manchen Sportwagenfahrer an der Ampel verblüffen dürfte.

Wem das noch immer nicht reicht, kann weiter aufrüsten - auf rund 160 PS bringt es das Tuning-Kit mit Namen "Esseesse" (steht für SS = Super Sport) und wird zünftig wie eine Ladung Grappa in einer großen Holzkiste angeliefert. So getunt, rennt der Abarth dann 211 km/h und schafft den Sprint 0-100 km/h in 7,4Sekunden.

Fiat 500 Abarth
:Der etwas halbstarke Auftritt

Der Fiat 500 Abarth kommt mit einem Hauch von Schumi: Den jüngeren Autokäufern wird's gefallen.

Auf einer ersten Fahrt auf einer abgesperrten Teststrecke in Norditalien zeigte sich der 500 Abarth spritzig und gut abgestimmt. Kurven nimmt er weitgehend neutral, das bei Fronttrieblern oft nervige Zerren der Vorderräder unterbindet ein elektronisches Sperrdifferential. Verwunderlich ist, warum Fiat seinem kleinen Kraftpaket lediglich ein betagtes Fünf-Gang-Getriebe spendiert hat. Wenigstens lässt es sich präzise und leicht schalten.

Bildstrecke
:Fiat Grande Punto Abarth

Fiat füllt den Traditionsnamen Abarth wieder mit Leben - der Werkstuner feiert sein Comeback mit einer sportlichen Version des Grande Punto.

Wer größer ist als 1,80 Meter, wird im Abarth 500 etwas zu hoch hinter dem nur in der Höhe verstellbaren Lenkrad kauern. Sonderlich sportlich fühlt man sich da nicht. Optisch dagegen ist das Cockpit eine Augenweide. Rote Nähte auf schwarzem Leder, das Skorpion-Emblem auf dem dicken Lenkrad sowie Alu-Pedale zeugen von der Liebe zum Detail und bringen einen Hauch von Schumi in den Innenraum. Den Jungen wird's gefallen.

Auch der etwas halbstarke Auftritt. Größere Öffnungen in der Front, die doppelten Auspuffendrohre, der Diffusor an der Heckschürze, der Dachspoiler sowie die speziellen Leichtmetallräder (auf Wunsch in 17 Zoll) identifizieren den Fiat schon von weitem als Amateur-Sportler. Wer's noch auffallender will, bekommt einen großen Skorpion auf die Haube, rote Abarth-Streifen an den Flanken, rote Außenspiegel oder auch ein komplett rot-weiß kariertes Dach, das bei Abarth Chess-Sticker heißt.

Eine Farbe als Hommage

Für den Einstieg in den Mythos von Carlo Abarth verlangt Fiat 18.100 Euro, aber es ist kaum anzunehmen, dass sehr viele 500er von den Höfen der Händler rollen, ohne Aufpreis für die eigene Note. Wie beim Mini ist auch beim Abarth der Wunsch nach Individualisierung besonders ausgeprägt. Die Serienausstattung umfasst sieben Airbags, Klimaanlage, ESP, Hill Holder und Radio mit CD sowie ein unten abgeflachtes Lederlenkrad und Abarth-Sportsitze. Und die Farbpalette bietet neben Weiß, Rot und Schwarz auch ein sogenanntes Campovolo-Grau. Es ist eine Hommage an die legendären Renngeräte des Carlo Abarth.

© SZ vom 19.07.2008/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Abarth kehrt zurück
:Neustart einer Legende

Fiat entdeckt seine sportlichen Wurzel wieder und will mit dem Sportableger Abarth aktiv ins Geschehen eingreifen.

Jetzt entdecken

Gutscheine: