Autoreparaturen:Das können Sie noch selbst machen

Reparaturen bei modernen Autos sind wegen der komplexen Technik meist heikel. Doch selbst die rollenden Computer müssen nicht wegen jeder Kleinigkeit in die Fachwerkstatt. Sieben Dinge, die Sie selbst erledigen können.

Von Thomas Harloff

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(Foto: lks)

Die heutigen Autos sind vollgestopft mit Elektronik, parken manchmal fast von alleine ein und halten selbständig die Spur oder den Abstand zum Vordermann. Sich selbst reparieren oder eine Inspektion durchführen können sie dagegen noch nicht. Dafür müssen Autofahrer noch immer den meist mühsamen und oft teuren Weg in eine Fachwerkstatt antreten. Nur die verfügt über die nötigen Diagnosegeräte, Werkzeuge und das fachlich geschulte Personal, um ein defektes Auto wieder flottzukriegen. Doch selbst moderne Neu- und solide Gebrauchtwagen bestehen teilweise aus simpler Mechanik, die sich von Laien reparieren oder bei Verschleiß austauschen lässt. Diese sieben Dinge können Sie noch selbst erledigen, ohne eine Werkstatt aufsuchen zu müssen. Räder wechseln Immer wieder im Herbst oder Frühjahr ist es soweit: Die Sommer- müssen gegen die Winterräder und ein halbes Jahr später zurückgetauscht werden. Wer das vom Fachmann in einer Werkstatt erledigen möchte, wartet entweder ewig auf einen Termin oder stellt sich in einer langen Schlange vor der Werkstatt an, falls er sich nicht rechtzeitig gekümmert hat. Von den Kosten - 20 Euro oder mehr - ganz zu schweigen. Dabei ist ein Reifenwechsel schnell erledigt, und die alle paar Monate wiederkehrende Aktion gibt Routine für den Fall einer Panne, bei der man ein Rad am Straßenrand wechseln muss. Wenn Sie nicht auf die inzwischen verbreiteten und von den Autoherstellern meist bevorzugten Reifen-Reparatursets zurückgreifen wollen, sollten Sie einen Wagenheber und einen Radmutterschlüssel (am besten ein stabiles Radkreuz) ins Bordwerkzeug integrieren. Nachdem Sie das Auto per Feststellbremse und durch das Einlegen des ersten Gangs (oder Stellung "P") vor dem Wegrollen gesichert haben, lösen Sie die Radschrauben leicht an (am besten über Kreuz), wenn das Auto noch auf dem Boden steht. Schieben Sie dann den Wagenheber unter die entsprechende Aufnahme am Schweller des Autos, die außen gekennzeichnet ist und sich meist knapp vor oder hinter den Radhäusern befindet. Bocken Sie den Wagen soweit auf, dass das Rad in der Luft steht. Nun entfernen Sie die Schrauben komplett, indem Sie sie herausdrehen. Fangen Sie am besten unten an, dann kann das Rad nicht von der Nabe kippen. Sind alle Schrauben entfernt, heben Sie das Rad vorsichtig von der Nabe. Montieren Sie das neue Rad in exakt umgekehrter Reihenfolge und schrauben Sie die Radbolzen - beginnend mit der oberen - über Kreuz ein. Beachten Sie dabei die Laufrichtung des Reifens, die per Pfeil an dessen Flanke vermerkt ist. Und nicht vergessen, nach 50 bis 100 Kilometern die Schrauben sicherheitshalber noch einmal nachzuziehen. Am besten mit einem Drehmomentschlüssel, denn sitzen sie zu fest, gehen sie beim nächsten Mal womöglich nicht mehr ab. Selbst Reifen zu wechseln wird jedoch künftig immer seltener funktionieren. Von 1. November an müssen alle Neuwagen nach einer EU-Verordnung mit einem Kontrollsystem ausgerüstet sein, das den Reifendruck selbständig überwacht. Dann besteht das Rad nicht mehr nur aus Reifen und Felge, sondern auch aus Messsensoren. Die beim Radwechsel richtig zu programmieren, überlässt man besser einem Profi. Linktipp: Kennen Sie die Teile eines Autos? Machen Sie das Quiz!

Glühlampen wechseln

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(Foto: Hella)

Ein Glühlampenwechsel ist selbst für Schrauber-Laien eine simple Angelegenheit? Nicht unbedingt, wie einige Beispiele aus der Vergangenheit belegen. Fast schon legendär ist in dieser Hinsicht der Audi A2, bei dem die komplette Motorhaube entfernt werden musste, damit der Weg zu den Glühlampen frei war. Bei aktuellen Autos geht es meist einfacher, weil sich deren Hersteller an Paragraf 30 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) halten müssen. Dort heißt es: "Für die Verkehrs- oder Betriebssicherheit wichtige Fahrzeugteile, die besonders leicht abgenutzt oder beschädigt werden können, müssen einfach zu überprüfen und leicht auswechselbar sein." Zudem schreibt seit 2006 eine EU-Verordnung vor, dass ein Tausch der Leuchten mit dem mitgelieferten Bordwerkzeug fehlerfrei durchzuführen sein muss. Wie das genau funktioniert, ist von Auto zu Auto unterschiedlich und jeweils im Handbuch beschrieben. Manchmal reicht es, einfach nur die defekte Glühlampe aus der Fassung zu nehmen und durch die neue zu ersetzen. Bei anderen Modellen muss der Scheinwerfer ausgebaut werden, was meist jedoch den Vorteil hat, dass alles gut zu sehen ist und nichts erfummelt werden muss. In einigen Fällen führt der Weg zur Lampe durch das Radhaus. Aber das erscheint meist komplizierter, als es tatsächlich ist. Vorsicht ist aber immer geboten: Einzelteile sind oft sehr fragil gebaut und scharfe Kanten erhöhen die Gefahr, sich zu schneiden. Verwenden Sie am besten Handschuhe oder ein Tuch für den Wechsel, damit Sie die Lampe nicht unabsichtlich verunreinigen. Übrigens: Die StVZO- und EU-Vorgaben gelten nur für Halogenleuchten. Xenonlampen sollten wegen ihrer hohen elektrischen Spannung und sensiblen Elektronik nur von Profis gewechselt werden. Dennoch sind hier keine ausufernden Kosten zu erwarten, denn Xenonlichter halten etwa viermal so lang wie Halogenstrahler, immer öfter installierte LED-Lampen im Idealfall gar ein ganzes Autoleben lang.

Scheibenwischer wechseln

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(Foto: N/A)

"Wann haben Sie das letzte Mal die Scheibenwischer gewechselt? Sollen wir das gleich mit erledigen?" Wer hat auf die Frage des Serviceberaters beim Inspektionstermin nicht schon mit "Ja" geantwortet und sich später beim Blick auf die Rechnung geärgert, dass er ein Mehrfaches dessen gezahlt hat, was neue Wischerblätter im Zubehörhandel kosten. Dabei gehören diese zu den letzten Verschleißteilen des Autos, die von wirklich jedem selbst getauscht werden können. Bei den meisten Wischermodellen genügen vier Handgriffe: Hebel öffnen, altes Wischerblatt herausziehen, neues einsetzen und Hebel wieder schließen. Sie sollten darauf achten, dass der neue Wischer fest in der Verankerung sitzt und eben auf der Scheibe aufliegt. Wer sich unsicher fühlt, weil die Teile nur selten gewechselt werden müssen, befolgt einfach die Anleitung, die auf den Verpackungen hochwertiger Scheibenwischer aufgedruckt ist. Apropos: Geld sparen sollte man beim Wechseln, nicht aber bei den Wischern selbst. In fast jedem Test schneiden Markenprodukte deutlich besser ab als Billigteile, weshalb hier im Zweifel die teurere auch die bessere Wahl ist.

Luftfilter wechseln

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(Foto: N/A)

Auch ein Motor muss atmen können, schließlich wird ein Gemisch aus Kraftstoff und Luft benötigt, damit ein Verbrennungsmotor für Vortrieb sorgen kann. Damit diese Luft in möglichst reiner Form in die Zylinder gelangt, reinigt sie zuvor der Luftfilter von Schmutzpartikeln, Staub und sonstigen Fremdkörpern. Kein Wunder, dass der Filter dabei zusehends verdreckt. Hin und wieder sollte er gewechselt werden. Wie oft, hängt vom Auto- und Filtermodell ab. Je sauberer die Luft, umso effizienter kann der Motor das Gemisch verbrennen, was sich auch positiv auf den Spritverbrauch auswirkt. Um an den Luftfilter zu gelangen, halten Sie im Motorraum Ausschau nach einem schwarzen Kunststoffkasten, aus dem ein dicker Schlauch herausführt. Schauen Sie im Zweifel im Handbuch nach, wo das Teil in Ihrem Auto eingebaut ist. Der Deckel des Gehäuses wird meist mit Halteklammern - manchmal auch mit wenigen Schrauben - befestigt, die Sie nun lösen müssen. Wenn sich das Gehäuse nicht weit genug öffnen lässt, lösen Sie noch die Schelle am Schlauch und ziehen diesen vorsichtig ab. Der Wechsel selbst ist denkbar einfach: den alten Filter herausnehmen, den neuen einlegen, Filterkasten mit den Klammern oder Schrauben wieder verschließen und gegebenfalls wieder den Schlauch mit der Schelle befestigen. Auch hier gilt beim Kauf: Markenprodukte funktionieren meist besser und zuverlässiger als No-Name-Luftfilter.

Zündkerzen wechseln

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(Foto: dpa)

Routinierte Autoschrauber können bei älteren Autos, deren Zündanlagen noch klassisch aufgebaut sind, selbst die Zündkerzen wechseln. Um diese zu finden, müssen Sie Ausschau nach den Zündkabeln halten, die sich bei modernen Autos meist unter der Kunststoffabdeckung des Motors befinden. Ziehen Sie das Zündkabel am Stecker ab, was je nach Verschmutzung etwas Kraft erfordern kann. Nun sollten Sie zu einem Zündkerzenschlüssel greifen. Setzen Sie diesen auf und drehen Sie die Kerze vorsichtig heraus, wenn dieser gegriffen hat. Nachdem sie aus dem Gewinde herausgedreht ist, ziehen Sie die Kerze am besten mit einem Magneten heraus. Wiederholen Sie dies bei jedem Zylinder. Vorsicht beim Einsetzen der neuen Kerzen: Ziehen Sie diese hand-, aber nicht zu fest an, sonst reißt das Gewinde ab. Und achten Sie beim Aufsetzen der Zündkabel auf die richtige Reihenfolge (so wie abgezogen), denn sonst funktioniert der Motor nicht mehr einwandfrei. Nun nur noch - falls vorhanden - die Motorabdeckung wieder festklemmen oder -schrauben.

Radio ein- und ausbauen

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(Foto: DPA)

Fast alle modernen Autos bringen serienmäßig ein Autoradio oder komplexe Infotainmentsysteme mit. Hier sollten nur Profis Hand anlegen, denn unsachgemäße Eingriffe können teuer enden. Handelt es sich aber um ein älteres Auto mit nachgerüstetem Radio, lässt sich ein Tausch vergleichsweise einfach bewerkstelligen. Vorausgesetzt, Sie haben das richtige Werkzeug zur Hand. Die Klammern, mit denen das Radio aus dem Schacht im Armaturenbrett geholt werden kann, werden stets mit dem Gerät mitgeliefert, verschwinden im Laufe der Zeit aber gerne. Am besten, man bewahrt sie an einem festen Platz im Auto auf, zum Beispiel im Bordwerkzeug. Bei den meisten Autoradios müssen zuerst das Display und ein Rahmen abgenommen werden. Dann die Klammern seitlich einhaken und das Gerät ein paar Zentimeter herausziehen, bis Sie es bequem greifen können. Liegen danach die Anschlüsse (die beiden sogenannten Iso- sowie der Antennenstecker) frei, können Sie die Verkabelung einfach abziehen. Leider nutzt nicht jeder Radiohersteller die gleichen Anschlüsse, aber die Adapter auf die Iso-Norm liegen meist bei oder sind im Handel erhältlich. Im nächsten Schritt verbinden Sie die Iso-Stecker, über die das Gerät mit Strom versorgt und an die Lautsprecher angeschlossen wird, wieder mit dem Radio. Welcher Stecker in welche Buchse gehört, geben die seitlichen Rastzungen vor. Schließlich die Antennenstecker verbinden (auch hier gibt es zwei Systeme, sodass eventuell ein Adapter nötig ist) und das Radio müsste bereits funktionieren. Damit es wieder fest im Armaturenbrett verankert ist, müssen Sie die Kabel vorsichtig im Schacht verstauen und das Radio hineinschieben. Etwas kompliziert wird es, sollte das neue Gerät nicht in den vorhandenen Rahmen passen. In dem Fall nehmen Sie den alten Rahmen aus dem Schacht und verwenden den, der mit dem Gerät mitgeliefert wurde. Sollten die Kabel etwas widerspenstig sein und sich das Radio deshalb nicht komplett in den Schacht schieben lassen, kann es helfen, vom Fußraum des Fahrers oder Beifahrers hinter die Mittelkonsole zu greifen und die Kabel vorsichtig in die richtige Position zu rücken. Oft helfen ein paar Millimeter, damit das Radio perfekt in den Schacht passt.

Öl wechseln

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(Foto: Robert Haas)

Der Ölwechsel ist eine Arbeit für Fortgeschrittene, denn es sind einige Hilfsmittel nötig und Sie machen sich zwangsläufig schmutzig. Aber steht das richtige Equipment - am besten eine gut ausgerüstete Werkstatt - zur Verfügung und wird der Ölwechsel richtig ausgeführt, lässt sich hier dank "Do it yourself" viel Geld sparen. Am einfachsten funktioniert der Ölwechsel, wenn Sie unter dem Auto stehen können, also über einer Werkstatt-Grube oder mit einer stabilen Hebebühne. Verzichten Sie darauf, Wagenheber und Unterstellböcke zu verwenden, denn erstens heben diese das Auto nicht sehr weit an, und zweitens kann es böse Folgen haben, sollten sie nachgeben und das Auto herunter fallen. Eine günstige Alternative sind Auffahrrampen, die allerdings erhöhten Köpereinsatz erfordern, weil Sie liegend unter dem Auto arbeiten müssen. Lockern Sie zuerst die Ölablassschraube an der Ölwanne. Ziehen Sie diese jedoch erst dann komplett heraus, wenn Sie einen Auffangbehälter untergestellt haben. Mit etwas Geschick gelingt es, die Hand schnell genug wegzuziehen, damit das Altöl sie nicht verschmutzt, und die Schraube dennoch nicht in den Auffangbehälter fällt. Ist das Öl vollständig abgelassen, verschließen Sie die Ölwanne wieder mit der Schraube. Aber drehen Sie sie nicht zu fest, damit das Gewinde nicht abreißt und sie beim nächsten Mal problemlos wieder geöffnet werden kann. Bevor Sie das neue Öl einfüllen, wechseln Sie den Ölfilter. Der befindet sich auf der anderen Seite der Ölwanne und lässt sich abschrauben. Hier tropft meist noch etwas Öl heraus, weshalb auch dabei der Auffangbehälter unter der entsprechenden Stelle stehen sollte. Achten Sie darauf, dass auch die Dichtungen vollständig abgelöst werden. Bleiben Rückstände am Gewinde, kann der neue Ölfilter nicht völlig dicht mit der Ölwanne verschraubt werden. Bevor Sie diesen einschrauben, fetten Sie dessen Flanschdichtung mit etwas frischem Motoröl ein. Setzen Sie den neuen Filter gerade auf das Gewinde, damit er nicht verkantet, und schrauben Sie ihn handfest an. Nun lassen Sie das Auto ab oder schieben es von der Grube herunter - natürlich, ohne den Motor zu starten -, damit Sie bequem neues Öl einfüllen können. Füllen Sie es im entsprechenden Stutzen am Motor ein. Welche Menge Sie brauchen, steht im Handbuch. Füllen Sie erst einmal etwas weniger ein und kontrollieren Sie mit dem Messstab, wie viel noch nötig ist. Lassen Sie genau so viel Öl einlaufen, dass Sie am Peilstab die Mitte zwischen der Minimal- und Maximal-Markierung treffen. Nun kurz den Motor starten, bis sich der Ölfilter vollgesaugt hat, und die entsprechende Menge - meist etwa einen halber Liter - nachfüllen. Führen Sie die einzelnen Schritte möglichst akkurat aus. Sind zum Beispiel die Ölablassschraube und der -filter nicht korrekt befestigt oder zu viel oder wenig Öl eingefüllt, kann das schwerwiegende Schäden nach sich ziehen, die im schlimmsten Fall den Motor ruinieren. Zudem ist es wichtig, die vom Hersteller empfohlene Ölsorte (ist im Handbuch angegeben) zu verwenden und natürlich das Altöl fachgerecht zu recyclen. Linktipp: Kennen Sie die Teile eines Autos? Machen Sie das Quiz!

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