USA:Wie Verteidigungsminister Mattis Trump besänftigte

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Ohne den energischen Vorstoß des Verteidigungsministers Mattis (rechts) hätte US-Präsident Trump womöglich einen deutlich härteren Militärschlag gegen Assad befohlen. (Foto: REUTERS)

Als Antwort auf den jüngsten Giftgaseinsatz wollte der US-Präsident zuerst einen "ruinösen" Schlag gegen Assad. Das Risiko einer Eskalation wäre jedoch enorm gewesen.

Von Hubert Wetzel, Washington

US-Verteidigungsminister James Mattis hat zwei Spitznamen. Als einstiger Offizier der Marineinfanterie hat er sich auf den Schlachtfeldern im Irak und in Afghanistan wegen seiner Aggressivität den Beinamen "Mad Dog" erkämpft, übersetzt etwa: tollwütiger Hund.

Zugleich ist Mattis als "Warrior Monk" bekannt, als der Kriegermönch. Das hat zum einen damit zu tun, dass der 67-Jährige nie verheiratet war; zum anderen aber auch damit, dass Mattis ein studierter Historiker und Politikwissenschaftler ist und eine Leidenschaft für Militärgeschichte hat.

Als Mattis in der vergangenen Woche im Auftrag von US-Präsident Donald Trump eine militärische Antwort auf den jüngsten Giftgaseinsatz in Syrien plante, gewann der Mönch in ihm die Oberhand über den wilden Hund. Während Trump und sein neuer Sicherheitsberater John Bolton einen massiven, sogar "ruinösen" Militärschlag forderten, bei dem nicht nur die Chemiewaffenfabriken des syrischen Diktators Baschar al-Assad zerstört werden sollten, sondern auch weitere Einrichtungen des Regimes und der Armee, mahnte Mattis zur Zurückhaltung.

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Spezialisten sollen die Vorgänge in der syrischen Stadt Duma untersuchen, wo bei einem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff 40 Menschen getötet worden sind. Doch sie werden offenbar nicht vorgelassen.

Seine Befürchtung: Je größer die Militäraktion würde, desto größer würde auch die Gefahr, dass die USA gegen ihren Willen in den syrischen Bürgerkrieg hineingezogen werden oder gar in eine Konfrontation mit Russland geraten, das Soldaten und Waffen in Syrien stationiert hat. Wenn das politische Ziel war, Assad wegen der Giftgasattacke zu bestrafen und gleichzeitig Moskau nicht zu sehr zu provozieren, dann musste die Militäraktion entsprechend begrenzt sein.

Die Art und der Umfang der Luftschläge vom Wochenende zeigten deutlich, dass Mattis sich in dieser Debatte durchgesetzt hat. Etwa 100 Marschflugkörper, allesamt abgefeuert in einer einzigen Angriffswelle, die drei Chemiewaffenfabriken trafen - das war die kleinstmögliche Variante.

Die USA sandten damit das politische Signal, dass sie nicht vorhaben, Assad militärisch zu stürzen. Zugleich vermieden sie es, russische Ziele zu treffen. Hätten auf der Zielliste auch Kommandozentren oder Flugplätze der syrischen Armee, Paläste Assads oder gar die russischen Flugabwehrbatterien in Syrien gestanden, so wie Trump es angeblich zuerst gefordert hatte, wäre das Eskalationsrisiko enorm gewesen.

Und damit dieses Signal der Mäßigung auch wirklich von allen verstanden wurde, ging Mattis am Wochenende persönlich vor die Presse und wiederholte es. Die Luftangriffe seien eine eng definierte, "einmalige" Aktion, nicht der Beginn einer breiteren Intervention, sagte er.

Mit dieser Äußerung begab Mattis sich allerdings in einen gewissen Widerspruch zu seinem Präsidenten und Oberbefehlshaber. Denn Trump beschrieb die künftige amerikanische Rolle in Syrien am Freitag als nicht ganz so begrenzt: Sollte das Assad-Regime wieder Chemiewaffen einsetzen, würden die USA wieder attackieren, warnte der Präsident.

© SZ vom 17.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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