Wissenschaftspolitik:Akademien-Checkliste

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Vor jedem G-7-Gipfel erheben Wissenschaftler ihre Stimme. Sie fordern, die Regierungen sollten Infektionsleiden und den Meeresschutz beachten. Angela Merkel verspricht, die Empfehlungen in politische Initiativen zu übersetzen.

Von Christopher Schrader

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) plant beim G-7-Gipfel im Juni, Empfehlungen der nationalen Wissenschaftsakademien in politische Initiativen umzusetzen. Die Akademien der führenden Industrieländer fordern von ihren Regierungen, die Weltmeere als Lebensraum zu schützen, den ärmsten Ländern beim Kampf gegen Tropenkrankheiten zu helfen und die zunehmende Resistenz von Krankheitserregern gegen Antibiotika zu bekämpfen. Sie haben Merkel dazu am Mittwoch in Berlin drei gemeinsam verfasste Stellungnahmen übergeben. Die Papiere verknüpften "wissenschaftliche Zuverlässigkeit und politische Relevanz", sagte Jörg Hacker, Präsident der deutschen Nationalakademie Leopoldina. Merkel antwortete, ihr liege viel daran "die Sachkenntnis der Wissenschaft in den G-7-Prozess einzubeziehen".

Die Akademien bereiten die Gipfeltreffen seit zehn Jahren vor, indem sie Empfehlungen zu wichtigen Themen erstellen. Diesmal hatte die Leopoldina dabei die Federführung. Die Wissenschaftler rückten die Gesundheit in den Fokus: Für viele Tropenkrankheiten fehlten Arzneimittel. Bei anderen Leiden versagten etablierte Wirkstoffe, weil die Erreger unempfindlich geworden sind. "Antibiotika sind für das Gesundheitssystem systemrelevant", sagte Hacker, Resistenzen bedrohten die Fortschritte der modernen Medizin.

Merkel nannte es ein "klassisches Marktversagen", wenn sich Pharmafirmen nicht in der Entwicklung neuer Medikamente engagierten, "weil keine oder kaum Gewinne zu erwarten sind". Die G-7-Staaten sollten darum Anreize für die Entwicklung und Produktion von Mitteln gegen vernachlässigte Tropenleiden geben. Außerdem unterstütze die Staatengruppe das Vorhaben, Antibiotika-Resistenzen zu verhindern. Die Länder seien inzwischen "offen dafür, Antibiotika in der Tiermast auf lange Sicht zu vermeiden", sagte Merkel. Die unkontrollierte Gabe in Ställen gilt als wichtige Ursache von Resistenzen.

Die Akademien beklagen in ihren Stellungnahmen zudem, die Weltmeere seien durch den Klimawandel, die Überfischung und den Eintrag von Müll bedroht. Sie fordern, die Belastung zu reduzieren. Die Bundeskanzlerin bestätigte, die Ozeane seien "zur größten Mülldeponie der Welt verkommen". Mit den G-7-Staaten wolle die Bundesregierung einen Aktionsplan auf den Weg bringen, um den Eintrag von Abfall und Schadstoffen zu reduzieren.

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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