Wikinger und der Tod:"30 Prozent wünschen Särge"

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Der Däne Sören Fisker betreut einen Friedhof für moderne Wikinger. Mit der SZ sprach er über das Walhall und welche Beisetzung Wikinger bevorzugen.

Sören Fisker ist im Vorstand der dänischen Religionsgemeinschaft Forn Sidr für Beerdigungen zuständig. Forn Sidrs Anhänger glauben an die Asen, also Wikingergötter wie Thor und Freya. Weil auch moderne Wikinger irgendwann sterben und die Mitgliederzahlen weiter steigen, bekamen die Heiden in dieser Woche einen eigenen Friedhof in der Stadt Odense zugewiesen.

Weil immer mehr moderne Wikinger eine Beisetzung im Sarg wünschen, haben sie nun einen Friedhof zugewiesen bekommen. (Foto: Foto: AFP)

SZ: Im Historischen Museum in Stockholm gibt es einen Wikinger, der wurde in seinem Schiff beigesetzt ...

Fisker: Klar, ich weiß schon, woran Sie denken. Es gibt ja die berühmte Reisebeschreibung eines arabischen Gelehrten, der im 9. Jahrhundert eine Wikinger-Beerdigung an der Wolga beobachtet hat. Die Frau des toten Häuptlings wurde demnach am Ende geopfert. Der Araber hat ein wenig übertrieben. So wird es bei uns nicht sein.

SZ: Wie dann?

Fisker: Es gab in der Neuzeit kaum heidnische Beerdigungen, ich weiß von dreien in den vergangenen zehn Jahren. Gemein war allen, dass ein Trinkhorn mit Met herumgereicht wurde und jeder von Erinnerungen an den Toten erzählt hat. Wir suchen noch nach der passenden Form für die Feier.

SZ: Den Sagen zufolge kommen Tote in das Wikingerparadies Walhall. Aber nur, wenn sie im Kampf gefallen sind.

Fisker: Ich finde diese Überlieferungen unvollständig. Was war mit den tapferen Kriegern, die den Kampf überlebt haben? Ich glaube nicht ans Walhall, obwohl das manche unserer Mitglieder tun. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Was bleibt, sind die Erinnerungen. Deshalb finde ich es wichtig, dass die Beerdigungsgäste von den Erinnerungen erzählen. Bei christlichen Feiern gibt es nur ein oder zwei Redner, der Rest trauert stumm. Wir wollen alle Trauernden zum Reden ermutigen.

SZ: Was ist mit schlechten Menschen, gibt es eine Hölle?

Fisker: Nein. Das ist das Schöne an unserer Religion: Man wird nicht auf ewig verurteilt, wenn man etwas falsch gemacht hat.

SZ: Wie wird die letzte Ruhestätte für moderne Wikinger aussehen?

Fisker: Plätze für Urnengräber hätten wir leicht gefunden. Aber eine Befragung der Mitglieder ergab, dass sich 30 Prozent eine Beisetzung im Sarg wünschen. Da begannen die Probleme. Im dänischen Recht ist eine Leiche so etwas wie Giftmüll - man darf sie nur an besonderen Plätzen beerdigen. Odense hat uns einen Platz auf einem Friedhof zugewiesen, da dürfen wir nun bestatten.

SZ: Setzen Sie dort in Schiffen bei?

Fisker: Nein, aber wir werden dort mehrere große Steine haben, die in Form eines Langbootes aufgestellt werden. Urnen werden innerhalb des Rumpfes beigesetzt, Särge außerhalb. Einzelne Gräber wird es nicht geben, die Grabsteine werden an einer Mauer angebracht.

© SZ vom 22.08.2008/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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