Wasservorräte:Deutschland, du hast es besser

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Während weltweit die Wasservorräte dramatisch schwinden, ist Mitteleuropa noch vom Klima begünstigt.

Wolfgang Roth

Nicht nur Erdöl wird immer knapper, auch der Vorrat an Trinkwasser schwindet in weiten Teilen der Erde. Erdöl aber lässt sich als Energieträger ersetzen, zum Lebens-Mittel Wasser gibt es keine Alternative.

Diese Ressource ist extrem ungleich über den Globus verteilt, und diejenigen, die aus klimatischen Gründen am meisten brauchen, haben davon am wenigsten.

Verschärft wird der Mangel durch Misswirtschaft und ungerechte Verteilung vor allem in der Dritten Welt. Derzeit müssen etwa 1,2 Milliarden Menschen ohne sauberes Wasser auskommen, und die Weltbevölkerung nimmt vor allem dort zu, wo Abhilfe am dringlichsten ist. Man schätzt, dass jedes Jahr fünf Millionen Menschen sterben, weil sie kein Trinkwasser haben.

Die Deutschen haben solche Probleme nicht, sie sind klimatisch bevorzugt; der Regen fällt so reichlich, dass er die Grundwasservorräte und die Wälder nährt. Dass das, was aus der Leitung kommt, an vielen Orten Mineralwasserqualität hat, liegt aber auch am hohen Standard der traditionell in der öffentlichen Hand liegenden Versorgung.

Zu 70 Prozent stammt das Nass aus mehr oder weniger tiefen Bodenschichten, der Rest kommt aus Flüssen und Seen. Ein Problem könnte entstehen, wenn extreme Niederschläge in Folge des Klimawandels zunehmen; der Boden kann große Mengen nicht in dem Maß aufnehmen wie kontinuierlichen Schwachregen.

Zwiespältig sind auch die Erfahrungen, wenn wegen der Düngemittel- und Pestizidbelastung aus der Landwirtschaft immer tiefere Grundwasservorräte angezapft werden, die sich nicht so schnell regenerieren können.

Wasserversorgung der Bevölkerung nicht gefährtet

Zwar hatten die Landwirte in dem extremen Trockenjahr 2003 zum Teil große Einbußen, die Wasserversorgung der Bevölkerung war aber nicht gefährdet. Dramatischer ist die Lage derzeit nicht nur auf der Iberischen Halbinsel, sondern schon jenseits der deutschen Westgrenze. Am Dienstag hatten bereits 67 französische Departements den Wasserverbrauch reglementiert:

Autowaschen wurde ebenso verboten wie das Berieseln von Sportplätzen und Gärten, das Bewässern der Agrarflächen wurde auf einige Nächte beschränkt. Problematisch ist das vor allem für die besonders durstigen Maisfelder.

In Frankreich wie im globalen Maßstab zeigt sich das doppelte Gesicht der Intensiv-Landwirtschaft, die weltweit 70 Prozent des verfügbaren Süßwassers verbraucht. Sie trägt einerseits dazu bei, die wachsende Bevölkerung zu ernähren, lässt andererseits aber die Wasservorräte schwinden.

Zudem versalzen die Böden bei unsachgemäßer Bewässerung. Oft fehlt in der Dritten Welt auch das Geld, um die Anlagen instandzuhalten, sie sind dann schon nach einigen Jahren Investitionsruinen. Ein intelligentes Wassermanagement, das auch Verluste in den Leitungsystemen minimiert, ist die beste Alternative.

Noch besser wäre es, wenn je nach Standort nur Feldfrüchte angebaut würden, die keine künstliche Bewässerung benötigen. Das setzt aber eine gerechte, globale Arbeitsteilung und Verteilung voraus - ist also Utopie.

© SZ vom 11.8.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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