Walfang-Konferenz tagt:Die Qual der Wale

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Meeressäuger sind weltweit bedroht. Die Walfang-Konferenz unternimmt dagegen zu wenig. Anstatt die Tiere zu schützen, beschäftigt sie sich eher damit, welches Land wie viele Wale abschießen darf.

Arno Makowsky

Sie heißen "Delta" und "Dawn" und sind seit einigen Tagen regelrechte Medienstars: die beiden Buckelwale, die sich in den kalifornischen Sacramento-River verirrt haben und nun unter großer Anteilnahme von Anwohnern und Fernsehreportern wieder ins offene Meer gelockt werden sollen. Nicht erst seit "Flipper" und "Free Willy" begeistern Wale und Delphine die Menschen. Vielleicht liegt es an der vermeintlichen Friedfertigkeit der Tiere (in Wahrheit sind viele Meeressäuger Raubtiere), vielleicht an ihrer sympathisch wirkenden Unförmigkeit - jedenfalls stößt ihr Schicksal nicht nur im Einzelfall auf großes Interesse.

Am Pfingstmontag beginnt im hohen Norden der USA, in Anchorage in Bundesstaat Alaska, die Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC). Dort entscheiden 76 Mitgliedsstaaten über die Zukunft der Meeressäuger. Sie ist höchst unsicher.

Viele Walarten sind weltweit bedroht, doch noch immer begreift sich die IWC als Gremium, in dem es eher um die Jagd als um den Schutz der Tiere geht. Eigentlich ist der Walfang seit 1986 verboten, doch neuerdings fordern einige Länder, zum Beispiel Japan, die brutale Jagd wieder aufzunehmen. Und das, obwohl Walfleisch auch in Japan nicht besonders gefragt ist. Die Gründe, so vermutet der Biologe und WWF-Experte Volker Homes, sind wohl eher politischer Natur: "Die wollen einfach ihre Stärke demonstrieren und sich nichts vorschreiben lassen." Dieser Streit wird sich bei der aktuellen Tagung weiter zuspitzen.

Wer darf wie viele Wale töten?

Dabei sind die Wale so gefährdet wie nie zuvor. Das liegt nicht nur an der Jagd, sondern vor allem daran, dass die Säugetiere als "Beifang" in Fischernetzen sterben. Außerdem führt der zunehmende Schiffsverkehr, etwa mit Highspeed-Fähren, häufig zu Kollissionen mit Todesfolgen. Eine bisher kaum erforschte Bedrohung ist schließlich der Klimawandel.

Laut einer Studie des WWF und der Wal- und Delphin-Schutzgesellschaft führt er zum Beispiel dazu, dass Krill, die aus Krebsfleisch bestehende Hauptnahrung vieler Walarten, nicht mehr ausreichend vorkommt. Die Folgen all dieser Bedrohungen sind fatal: Zum Beispiel wurde der Blauwal, der in allen Weltmeeren vorkommt, auf 5000 Tiere dezimiert. Vom "Atlantischen Nordkaper" gibt es weltweit sogar nur noch 300 Exemplare.

Von der IWC, so fürchtet Naturschützer Volker Homes, sind dagegen keine überzeugenden Konzepte zu erwarten. Eher befasst man sich dort mit dem üblichen Kleinkrieg über die Frage, welches Land wie viele Wale abschießen darf. Denn trotz Fangverbots gibt es Ausnahmen: So darf Japan 700 Wale pro Jahr töten, angeblich zu Forschungszwecken. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 2000 Wale gefangen, doppelt so viele wie vor fünf Jahren.

Seit langem fordern Organisationen wie der WWF und Greenpeace, dass die Walkonferenz über praktische Schutzmaßnahmen diskutiert. So gibt es nach Angaben des WWF längst moderne Fischereimethoden, mit denen der Beifang von Walen vermieden werden kann - zum Beispiel mit Hilfe von akustischen Signalen oder von Klappen im Netz, durch die sich die Säuger befreien können. Bisher, sagt Volker Homes, gebe es bei der IWC aber noch nicht einmal ein ausreichendes Interesse daran, die Gefährdungen der Meeressäuger genauer zu erforschen.

Übrigens: Auch Delta und Dawn, die Buckelwale aus Kalifornien, tragen nichts zur Verbesserung der Lage bei. Sie weigern sich einfach, zurückzuschwimmen.

© SZ vom 26.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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