Vorfahre des Tyrannosaurus Rex:Gekrönter Ahne

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Er misst nur drei Meter, hat einen imposanten Kamm auf dem Nasenrücken und lebte vor über 160 Millionen Jahren: Der bisher älteste Vorfahre des Tyrannosaurus Rex wurde in China entdeckt.

Katja Ebbecke

Zwei fast vollständig erhaltene Skelette aus dem Beginn der Oberen Jurazeit, die jetzt im Westen Chinas gefunden wurden, bestätigen nun den gemeinsamen Ursprung des Raubdinosauriers und der Vögel (Nature, Bd.439, S.715, 2006).

Der älteste bekannte Vorfahre des gefürchteten Tyrannosaurus Rex ist in Nordwestchina entdeckt worden. (Foto: Foto:)

Diese Verwandtschaft sieht man dem Vorvater der Tyrannosaurier durchaus an: Mit dünnen Beinen wirkt er wie ein Flugtier und war vermutlich wie andere Raubsaurier zum Kälteschutz mit einer Art Federn bedeckt (Zeichnung: Zhongda Zhang/IVPP). Ansonsten unterscheidet sich der Körperbau des Tyrannosauroiden kaum von den Nachfahren. Nur sein Becken ist unerwartet primitiv geformt.

"Mit weiteren Funden dieser Qualität können wir Licht in die Anfänge der Tyrannosaurier bringen", sagt Kristian Remes vom Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität Berlin. Er rechnet fest mit neuen Entdeckungen aus China. "Der Westen des Landes ist bisher kaum erforscht worden."

Der nun veröffentlichte Fund der Wissenschaftler um Xing Xu vom Institut für Paläontologie von Wirbeltieren in Peking trägt den klangvollen Namen Guanlong - chinesisch für "gekrönter Drache". Denn der Nasenkamm ist das herausragende Merkmal des Sauriers: Die dünne und zerbrechliche Struktur lässt darauf schließen, dass er nicht zum Kampf, sondern zur Partnersuche diente, wie dies zum Beispiel auch von Hähnen bekannt sei. Bei einem Tyrannosauroiden sei aber noch nie ein Kamm in dieser Form gefunden worden, sagt Kristian Remes.

Bisher gab es allerdings ohnehin kaum Fossilienfunde von den Vorfahren der Tyrannosaurier: Während die Kreidezeit als relativ gut erforscht gilt, gibt es aus der Oberen Jurazeit kaum Daten zu dieser Linie. Lediglich die Entdeckung eines halben Beckens in den USA und von ein paar Zähnen in Portugal, die auf diese Zeit datiert werden, geben Hinweise darauf, dass Vorfahren der Raubsaurier schon vor 150 Millionen Jahren lebten.

Nur, wenn dies stimmt, wäre ein gemeinsamer Ursprung mit Vögeln möglich: Deren ältester Vorfahre, der Archaeopteryx, stammt nämlich aus eben dieser Zeit.

Bislang reichten die einzelnen Fossilienteile nicht zur Bestätigung der Hypothese. Die beiden Skelette des neuesten Fundes sind hingegen sehr gut erhalten und bieten genug Material zur Analyse.

Sie lagerten im nordwestchinesischen Junggar-Becken in der Region Xinjiang unter einer undurchlässigen Schicht aus feinkörniger Vulkanasche und Schlamm. Diese verhinderte, dass Wasser und Sauerstoff oder Würmer die Knochen angreifen konnten.

Das Ergebnis der Konservierung ist ein Traum für die Forscher: Kein Wirbel hat seine Position verändert, und es ist sogar eine Datierung des Lebensalters der beiden Tiere möglich. So war der drei Meter große Dinosaurier, der größere der beiden, zum Zeitpunkt seines Todes zwölf Jahre alt - und bereits seit fünf Jahren ausgewachsen.

"Das zeigt deutlich, dass sich die enorme Größe der Tyrannosaurier erst später entwickelt hat", sagt Martin Sander vom Institut für Paläontologie der Universität Bonn. Der bekannteste Nachkomme Tyrannosaurus rex erreichte 90 Millionen Jahre später neun bis dreizehn Meter.

© SZ vom 9.2.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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