Vogelgrippe:Entwarnung in der Türkei

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Der Tod eines 14-jährigen Jungen mit grippeähnlichen Symptomen ist offenbar nicht auf eine Infektion mit dem H5N1-Erreger oder einem anderen Vogelgrippe-Virus zurückzuführen.

Der Verdacht auf Vogelgrippe bei vier türkischen Kindern hat sich nicht bestätigt. Der Tod eines 14-jährigen Jungen, der grippeähnliche Symptome gezeigt habe, sei nicht auf eine Infektion mit dem gefährlich H5N1-Erreger oder einem anderen Vogelgrippe-Virus zurückzuführen, erklärte das Gesundheitsministerium.

Auch die Tests bei zwei Schwestern und einem Bruder waren demnach negativ.

Der Junge sei an einer Lungenentzündung gestorben, berichtete der Fernsehsender CNN-Turk unter Berufung auf das Krankenhaus in der südöstlichen Stadt Van.

Die Geschwister im Alter zwischen sechs und 15 Jahren waren am Samstag mit hohem Fieber, einer Halsentzündung und Husten in diese Klinik eingeliefert worden.

Der 14-Jährige erlag am Sonntag seiner Erkrankung. Der Zustand seiner ältesten Schwester wurde als kritisch beschrieben.

Die türkischen Behörden hatten in der vergangenen Woche erklärt, dass einige Hühner in der Ortschaft Aralik im Osten des Landes positiv auf eine Variante des H5-Erregers getestet worden seien. Die Geschwister stammten aus der Ortschaft Dogubeyazit, etwa 60 Kilometer südlich von Aralik. Sie halfen bei der Verpflegung von Hühnern auf einer Farm und aßen offenbar ein erkranktes Tier.

Im östlichen Asien sind der Vogelgrippe schon mindestens 71 Menschen zum Opfer gefallen. Auslöser war stets das Virus H5N1, das von Geflügel auf Menschen übertragbar ist. Gesundheitsexperten befürchten, der Erreger könne mutieren und dann von Mensch zu Mensch weitergegeben werden.

Vogelgrippe-Risiko in Deutschland

Auch Deutschland muss sich nach Einschätzung von Experten für einen Ausbruch der Vogelgrippe wappnen, zu dem es bereits im Frühjahr kommen könnte.

"Ich halte es grundsätzlich für denkbar, dass das Virus von Vogel zu Vogel überspringt und so nach Mitteleuropa gelangt", sagte der Präsident des bundeseigenen Friedrich-Löffler-Instituts für Tiergesundheit (FLI) auf der Insel Riems, Thomas Mettenleiter, der Berliner Zeitung.

Die Wahrscheinlichkeit einer Vogelgrippe-Einschleppung über Zugvögel ist nach Einschätzung des Instituts gegenwärtig nur als gering einzustufen, wie FLI-Sprecherin Elke Reinking sagte. Mit der Rückkehr der Zugvögel im Frühjahr wachse die Gefahr jedoch wieder. Es drohe dem Geflügel erneute Stallpflicht, wenn in den Winterquartieren der Zugvögel Vogelgrippe auftreten sollte.

Die Risikobewertung des Instituts sieht die größte Gefahr bei illegalen Tierimporten aus Rumänien der Türkei, Russland, der Ukraine und Kroatien. Die Wahrscheinlichkeit einer Einschleppung über die illegale Einfuhr von lebendem Geflügel und Geflügelprodukten sowie anderer Vögel und von Vögeln stammenden Warengruppen könne zwar nicht genau bestimmt werden, es müsse jedoch von einer "hohen Wahrscheinlichkeit" ausgegangen werden.

Die Gefahr einer Einschleppung von Vogelgrippe über den legalen Handel sei auf Grund der bestehenden Einfuhrverbote oder der ohnehin nicht vorhandenen Handelsbeziehungen vernachlässigbar. Lediglich im Fall der Ukraine werde es als "gering bis mäßig" eingestuft.

Hinsichtlich des Personenverkehrs sind insbesondere die Türkei und Kroatien bedeutsam, wie das FLI feststellte. Zu beiden Ländern bestünden traditionell sehr enge Beziehungen von Familienverbänden sowie durch den Geschäfts- und Reisetourismus. Daher werde das Risiko als mäßig eingeschätzt.

Einer Arbeitsgruppe des FLI ist es inzwischen gelungen, einen neuartigen Impfstoff gegen die Vogelgrippe zu entwickeln. Erste Versuchsreihen sind erfolgreich abgeschlossen worden, wie Reinking sagte.

Durch die Möglichkeit der Impfung über Spray, Augentropfen oder das Trinkwasser sei eine leichte Erreichbarkeit der Tiere auch in großen Haltungen gegeben. Bevor der Impfstoff in die Zulassung gehen könne, seien allerdings noch weitere Versuche notwendig. Dies könne noch Jahre dauern.

Das FLI auf der Insel Riems im Greifswalder Bodden betreibt Forschung auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten landwirtschaftlicher Nutztiere und verwandter Wissenschaften. Das FLI gliedert sich in vier Anstaltsteile mit acht Instituten. Auf Riems sind die Institute für Molekularbiologie, Virusdiagnostik, Infektionsmedizin und für neue und neuartige Tierseuchenerreger angesiedelt.

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