Virus-Infektionen:Entwarnung

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An dem hoch gefährlichen Mers-Virus sei der 65-Jährige aus Osnabrück nicht gestorben, heißt es aus der Klinik. (Foto: Center for Disease Control/dpa)

Ein ehemaliger Mers-Patient ist in Niedersachsen gestorben. Das Virus war aber nicht die Todesursache.

Von Kathrin Zinkant

Ein vormals mit dem Mers-Virus infizierter Patient ist in einem Krankenhaus in der Nähe von Osnabrück verstorben. Anders als zunächst gemeldet wurde, ist der Mann jedoch nicht unmittelbar den Folgen der hochgefährlichen, in Arabien und Südkorea grassierenden Viruserkrankung erlegen. Das bestätigte ein Sprecher des zuständigen Krankenhaus-Trägers in Osnabrück auf Anfrage. Offenbar litt der Patient unabhängig von der Mers-Infektion an einem schweren und letztlich tödlichen Lungenleiden. Die behandelnden Ärzte halten es aber für möglich, dass die Organe des Patienten durch die bereits abgeklungene Mers-Infektion noch geschwächt waren.

Der 65-Jährige hatte sich bereits im Februar auf einer Reise nach Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit dem Erreger des Middle East Respiratory Syndrome, kurz Mers, infiziert. Das Virus ist auf der arabischen Halbinsel seit Jahren in Kamelen endemisch, springt aber einem saisonalen Muster folgend auf den Menschen über und löst mittlerweile auch begrenzte Epidemien auf anderen Kontinenten aus. Zuletzt führte es zu dem noch immer nicht beendeten Ausbruch in Südkorea, der allerdings unter Kontrolle zu sein scheint.

Der Mann hatte unter sorgfältiger Überwachung der Behörden gestanden

Im Griff hatten Virologen und Ärzte auch die Mers-Infektion des Deutschen, der nach seiner Rückkehr in die Heimat über mehrere Wochen hinweg in einer Klinik in Osnabrück behandelt worden war und dabei unter sorgfältiger Beobachtung der Behörden gestanden hatte. "Was man mit Sicherheit sagen kann ist, dass dieser Mann die Infektion mit dem Mers-Virus zum Zeitpunkt seines Todes vollständig überwunden hatte. Mers war nicht die Ursache für seinen Tod", sagt der Virologe Christian Drosten von der Universitätsklinik in Bonn, der als Experte in den Fall involviert war.

Dass Niedersachsen nun zum Epizentrum eines Seuchenzuges ähnlich dem aktuellen Ausbruch in Südkorea mit bislang 19 Toten und mehr als 150 Infizierten wird, kann aufgrund des zeitlichen Abstands ohnehin getrost ausgeschlossen werden. Zudem waren alle Kontaktpersonen des Mannes im Rahmen der Behandlung im März überwacht worden. Niemand erkrankte an Mers. Während seines letzten Klinikaufenthaltes in Ostercappeln war der Patient bereits nicht mehr ansteckend.

Dennoch, und das zeigt nicht nur der Ausbruch in Südkorea, müssen auch deutsche Gesundheitsämter und Kliniken mit weiteren Mers-Fällen rechnen. Insbesondere die Handelsbeziehungen mit den Staaten der arabischen Halbinsel oder auch Ägypten machen die Verbreitung des Virus durch Reisende wahrscheinlich. So war der nun verstorbene Deutsche auch gar nicht der erste Fall von Mers in Deutschland, sondern bereits der dritte seit 2012. Der erste Patient stammte aus Katar und hatte sich, wie für die Einwohner der reichen Ölstaaten üblich, im Ausland behandeln lassen - in diesem Fall in Essen. Im darauffolgenden Jahr hatte sich ein Mann aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im Klinikum Schwabing in München behandeln lassen.

Experten wie Christian Drosten drängen deshalb auf erhöhte Aufmerksamkeit. Insbesondere Patienten mit Atemwegserkrankungen sollten nach kurz zuvor erfolgten Reisen in die von Mers betroffenen Länder befragt und gegebenenfalls auf das Virus getestet werden.

Die Krankheit gilt zwar nicht als hochansteckend, kann aber trotzdem sehr lange Infektionsketten auslösen. So sind sämtliche Infektionen, die bislang in Südkorea auftraten, auf einen einzigen Mann zurückzuführen, der nach eine Reise in den arabischen Raum infiziert nach Südkorea heimkehrte und erst drei Tage nach seinem ersten Krankenhausbesuch befragt wurde, ob er zuvor das Ausland bereist habe.

© SZ vom 17.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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