Verhaltensbiologie:Die Krähe als Kameramann

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Wissenschaftler der Uni Oxford haben den Vögeln kleine Kameras an den Leib geklebt. Die Filme zeigen, wie die Vögel Werkzeug nutzen.

Oliver Rezec

Die Neukaledonische Krähe beeindruckt Forscher immer wieder durch ihr Geschick - etwa wenn sie kleine Äste abbricht und die Blätter abrupft, um mit dem verbleibenden Stöckchen nahrhafte Maden unter einer Baumrinde herauszupulen.

Eine Krähe als Kameramann. (Foto: Foto: Jolyon Troscianko)

Bislang wurden jedoch nur Tiere in Gefangenschaft dabei beobachtet, wie sie Werkzeug benutzen. In ihrem Lebensraum, den hügeligen, dicht bewachsenen Regenwäldern der pazifischen Inselgruppe Neukaledonien, lassen sich die scheuen Vögel schwer verfolgen.

Zoologen der Uni Oxford kamen daher auf die Idee, den Vögeln kleine Kameras an den Leib zu kleben. Insgesamt 18 Tiere bekamen einen Rucksack verpasst, an dem eine Kamera hing, die dem Vogel durch das Schwanzgefieder gesteckt wurde und ihm von hinten durch die Beine blickte. Ein Sender funkte die Farbbilder mit Ton zu den Forschern.

Die so entstandenen Filme wirken auf den naiven Betrachter eher skurril denn aufschlussreich: Auf den wackligen und verrauschten Bildern erkennt man kaum mehr als ein Paar Vogelbeine, Baumkronen und gelegentlich einen pickenden Schnabel.

Den Zoologen gelangen mithilfe des Materials jedoch Beobachtungen, die sie jetzt im Magazin Science (online) veröffentlichten - etwa, dass die Tiere einen größeren Teil ihres Futters auf dem Boden sammelten, als erwartet worden war. Im Durchschnitt spürten sie dort acht Happen pro Stunde auf.

Erstmals konnten die Zoologen zudem dokumentieren, dass die wildlebenden Vögel auch am Boden Werkzeuge benutzen. Mithilfe vertrockneter Grashalme durchkämmen sie das Laub auf der Erde nach fressbarem Kleingetier. Obwohl der Boden voller geeigneter Halme und Stecken zu sein scheint, konnten die Biologen beobachten, dass einzelne Tiere ihre Werkzeuge nach erfolgreichem Einsatz im Schnabel auf Flüge mitnahmen, um sie weiter zu benutzen. Offenbar heben die Tiere bewährtes Werkzeug auf.

Selbst dem live vor der Kamera herabtropfenden Vogelkot konnten die Forscher wissenschaftliche Erkenntnisse abgewinnen: Dass in "den meisten Situationen Kloake und Bauch der Vögel im Blickfeld waren", erlaube "die direkte Messung der Darmentleerungs- und Atemfrequenz".

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