Verbot von Genmais:Das Ende eines Freilandversuchs

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Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner hat gute Gründe, den Anbau von Genmais zu stoppen. Denn solange der Nutzen der Gentechnik nicht feststeht, gibt es keinen Anlass, ihre Risiken in Kauf zu nehmen.

Daniela Kuhr

"Endlich", werden die Gegner der Gentechnik sagen. Endlich hat Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner ein Einsehen. Am Dienstag verbot die CSU-Politikerin die Aussaat von gentechnisch verändertem Mais. Da dies die einzige Pflanze ist, die bislang in der EU für den kommerziellen Anbau erlaubt ist, werden die Felder der deutschen Bauern in diesem Jahr also - anders als in den drei Jahren zuvor - gentechnikfrei bleiben. Dafür gibt es gute Gründe.

Umweltschützer und Biobauern dürfen sich über einen Riesenerfolg freuen. Für Industrie und Forschung aber ist das Verbot eine schwere Niederlage. Zwar wurde der Gen-Mais nur auf sehr wenigen Feldern angebaut, doch von dem Verbot geht ein Signal aus: Die Industrie fragt sich jetzt, ob die Grüne Gentechnik in Deutschland generell eine Zukunft hat. Lohnen sich Investitionen überhaupt noch? Aigner muss sich den Vorwurf gefallen lassen, eine rein politische Entscheidung getroffen zu haben. Es gebe keine seriösen Studien, die belegten, dass von dem Mais eine Gefahr ausgeht, sagen die Befürworter. Doch wer so argumentiert, zeigt damit nur, dass er das Problem nicht verstanden hat.

Wie groß die mit dem Mais verbundenen Risiken sind, kann derzeit niemand mit Gewissheit sagen. Das geben sogar die meisten Umweltschützer zu. Sie behaupten nicht, Beweise zu haben für die Gefährlichkeit. Aber sie haben Indizien, genau wie Ilse Aigner. Die Ministerin stützt ihr Verbot auf neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft. Eigentlich sollte das Gift in dem Mais nur einen ganz bestimmten Schädling bekämpfen. Doch womöglich ist es auch eine Gefahr für die Larven von Marienkäfern und für Organismen in Gewässern. Und vielleicht wirkt es sich schädlich auf Bienen aus.

Die Gentechnik-Befürworter haben natürlich recht, wenn sie sagen: Ein "womöglich" und ein "vielleicht" sind keine Beweise für die Gefährlichkeit. Aber, und das ist entscheidend: Sie sind auch kein Beweis für die Ungefährlichkeit. Deshalb hat Aigner verantwortungsvoll gehandelt. Dass sie sich damit zugleich bei den Wahlen ein paar zusätzliche Stimmen für die CSU erhofft, ist sehr wahrscheinlich - aber bei dieser Sachlage völlig nebensächlich.

Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt diese Technik ab. Sicher stecken hinter der Ablehnung nicht nur rationale Gründe, vieles ist Glaubenssache. Das gilt jedoch auch für die Befürworter. Wo sind denn all die Wunderpflanzen, die Dürren und Überschwemmungen widerstehen? Noch ist die Forschung den Beweis schuldig geblieben, dass Grüne Gentechnik den Hunger in der Welt bekämpfen kann. Wenn ihr das gelänge, hätte sie sicher auch in Deutschland eine Zukunft. Solange aber der Nutzen nicht feststeht, gibt es keinen Grund, die Risiken beim Anbau in Kauf zu nehmen.

Aigner musste ein Verbot aussprechen, das war sie den Bürgern schuldig. Alles andere wäre ein riesiger Freilandversuch mit unabsehbaren Folgen.

© SZ vom 15.4.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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