USA:Im Wilden Westen sterben die Wälder

Lesezeit: 1 min

In den weitgehend unberührten Wäldern im Westen der USA hat ein verheerendes Baumsterben begonnen. Das ist gefährlich für das Klima.

Hanno Charisius

In den vom Menschen weitgehend unberührten Wäldern im Westen der USA sterben die Bäume. Die Sterberate hat sich seit 1955 mehr als verdoppelt. Das entnehmen der kalifornische Ökologe Phillip van Mantgem vom geologischen Dienst der USA und Kollegen den Aufzeichnungen über die Bestände.

Pracht-Tannen im Sequoia National Park in Kalifornien. Das Sterben wird nicht von einem einfachen Ressourcenmangel verursacht. (Foto: Foto: Nate Stephenson)

Van Mantgem spricht von einem demographischen Wandel im Wald. Es sei normal, dass in einem Bestand regelmäßig Bäume sterben. "Doch unsere Langzeitbeobachtungen haben gezeigt, dass die Sterberate gestiegen, aber der Nachwuchs konstant geblieben ist."

Diese Veränderung könnten langfristig gesehen den gesamten Wald treffen und schließlich dazu führen, dass die Bestände insgesamt mehr von dem Treibhausgas Kohlendioxid ausstoßen, als sie bei ihrem Wachstum aufnehmen, sagt van Mantgem. Wenn viele abgestorbene Bäume verrotten, könnten die Wälder so den Klimawandel beschleunigen, statt ihm entgegenzuwirken.

In den ansonsten gesund aussehenden Wäldern seien alle Baumarten gleichermaßen betroffen, stellen die Forscher fest.

Auch das Alter, ihre Größe oder die Höhe des Standortes spiele keine Rolle, berichten sie in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Science (Bd.323, S.521, 2009).

Aus diesem Befund folgert das Team, dass nicht einfacher Ressourcenmangel das Sterben verursacht. Zwischen 1970 und 2006 sei jedoch die durchschnittliche Jahrestemperatur im Untersuchungsgebiet um mindestens ein Grad Celsius gestiegen.

Diesen Anstieg machen die Forscher nun für das Sterben verantwortlich. Er könne zu Wassermangel, Wärmestress und einer allgemeinen Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge führen. Die Trockenheit halten die Forscher für "die wahrscheinlichste Kraft" hinter dem Baumsterben.

Auch beim nördlichen Nachbarn Kanada sterben in manchen Gebieten inzwischen mehr Bäume als nachwachsen. Untersuchungen der kanadischen Forstverwaltung haben gezeigt, dass sich die Wälder insbesondere in den vergangenen zehn Jahren von einem Kohlendioxidspeicher in eine Kohlendioxidquelle verwandelt haben.

Der Effekt ist bereits so groß, dass die Regierung die Wälder bei der CO2-Bilanz im Rahmen des Kyoto-Abkommens stillschweigend hat ausklammern lassen. Noch sehen Experten keine Möglichkeit, um das Sterben rasch zu stoppen.

© SZ vom 23.01.2009/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: