Umweltpolitik der USA:Ja zum Klimaschutz

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Manchmal können Polarbären auch tanzen: Ein verkleideter Demonstrant auf den Straßen New Yorks während der 'Flood Wall Street'-Proteste im September. (Foto: Bryan Thomas/AFP)

In einer aktuellen Umfrage bekennen sich auch viele Trump-Wähler zu einer umweltfreundlichen Politik. 51 Prozent von ihnen wollen am Pariser Klimavertrag festhalten.

Von Christopher Schrader

Widerstand gegen die internationalen Bemühungen zum Klimaschutz gehört offenbar nicht zu den Gründen, aus denen die Amerikaner vor fünf Wochen Donald Trump gewählt haben. 69 Prozent der US-Wähler haben sich soeben in einer repräsentativen Umfrage dafür ausgesprochen, am Pariser Abkommen festzuhalten. Nur 13 Prozent sind für einen Rückzug ihres Landes aus dem internationalen Klimavertrag, der seit Anfang November in Kraft ist. "Nach einem der kontroversesten Wahlkämpfe der amerikanischen Geschichte wollen die Wähler, dass der gewählte Präsident und der Kongress etwas gegen den Klimawandel tun", sagt Anthony Leiserowitz von der Yale University. Seine Hochschule hatte die Befragung zusammen mit der George Mason University in der zweiten Novemberhälfte, also nach der Abstimmung, abgehalten.

76 Prozent sind dafür, CO₂ als Luftschadstoff zu betrachten - so wie unter Präsident Obama

Der Vorsprung des "Ja" zum Klimaschutz vor dem "Nein" ist in beiden Parteien erkennbar. Auch unter Republikanern, also in Trumps Partei, sprechen sich 51 Prozent für und 26 gegen die Beteiligung am Pariser Abkommen aus. Selbst im konservativen Flügel der Partei gibt es eine relative Mehrheit von 40 zu 34 Prozent dafür.

Donald Trump hatte vor der Wahl angekündigt, sein Land aus dem Pariser Abkommen zu führen; den Klimawandel hat er als Falschmeldung bezeichnet. Die Wähler aber machen in der Umfrage nun deutlich, dass sie keinen Kahlschlag in der Klimapolitik wollen, im Gegenteil: Kongress und Präsident sollten mehr tun als bisher, fordern jeweils gut 60-prozentige Mehrheiten. 76 Prozent sind dafür, Kohlendioxid als Luftschadstoff zu betrachten und den Ausstoß zu regulieren - das war ein zentraler Ansatz der Politik des scheidenden Präsidenten Barack Obama. 66 Prozent befürworten sogar eine Steuer auf das Ausstoßen von Treibhausgasen; die Erlöse sollten genutzt werden, die Einkommensteuer zu senken. Aber auch unabhängig von der Verwendung der Einnahmen sprechen sich 61 Prozent für eine solche Abgabe aus. In all diesen Fragen finden die Positionen quer durch das politische Spektrum Mehrheiten - außer bei konservativen Republikanern, wo aber immerhin 25 bis 40 Prozent der Befragten zustimmen. Nur jeder vierte Amerikaner glaubt überdies, dass Umweltschutz und speziell der Umstieg von Kohle, Öl und Gas auf erneuerbare Energieformen das Wirtschaftswachstum senkt und Jobs kostet.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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