Überschwemmung:"Giftcocktail" auf dem Weg zur Nordsee

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Umweltschützer fürchten, dass die Elbe Chemikalien, Öl und Schwermetalle aus den Überflutungsgebieten bis ins Wattenmeer schwemmen wird.

Mit dem Hochwasser der Elbe schwimmt möglicherweise ein "Giftcocktail" auf Elbmündung und deutsche Nordseeküste zu. Davor warnen Umweltschützer der Aktionskonferenz Nordsee (AKN).

Trügerische Idylle: Die Elbe enthält umweltschädliche Stoffe, die möglicherweise bis ins Wattenmeer geschwemmt werden könnten (Foto: N/A)

Durch die Flutkatastrophe seien Chemikalien aus zahlreichen Unternehmen ausgewaschen worden, die nun das Grundwasser sowie die Gewässer stromabwärts bedrohen, sagte eine AKN-Sprecherin am Dienstag in Bremen.

Auch die Umweltorganisation Greenpeace vermutet, dass das Elbewasser im hohen Maße mit Chemikalien wie Öl und mit Schwermetallen sowie vielen noch unbekannten Stoffen verseucht ist. Greenpeace zieht nach eigenen Angaben regelmäßige Wasserproben. Genaue Analysen lägen aber noch nicht vor.

Wattenmeer besonders gefährdet

Neben den Überschwemmungsgebieten links und rechts der Elbe ist nach Angaben der Umweltschützer vor allem das Wattenmeer vor der niedersächsischen und der schleswig-holsteinischen Küste gefährdet. Überall dort, wo sich die Flutwelle verlangsame, werde sich die Giftfracht absetzen.

Während die Elbe mehrere Jahre brauchen werde, "um sich zu putzen", rechnet Greenpeace mit erheblich langwierigen Folgen für das Wattenmeer wegen der geringeren Fließgeschwindigkeit. Problematisch werde es auch für die Landwirtschaft in den Überschwemmungsgebieten.

Laut Greenpeace und AKN gibt es noch keine klaren Erkenntnisse über den Grad der Chemiebelastung des Elbewassers. Eine Verschmutzung sei aber sicher, weil die Flutwelle durch zahllose Unternehmen, Pestizid-Lager und Baumärkte geflossen sei. Außerdem sind laut Greenpeace zahlreiche Kläranlagen ausgefallen. "Allein in Dresden fließen zur Zeit die Abwässer von 500 000 Menschen und allen Industrieunternehmen ungeklärt in die Elbe."

Tschechisches Chemiewerk "Spolana" soll saniert werden

Unterdessen hat Tschechien der Bundesregierung nach der möglichen Verseuchung der Elbe eine schnelle Sanierung des Chemiewerks "Spolana" zugesagt.

Der tschechische Umweltminister Libor Ambrozek sagte nach einem Besuch seines Amtskollegen Jürgen Trittin (Grüne) in der Fabrik in Neratovice und in Prag, die vorläufigen Proben hätten keine erhöhten Dioxin-Werte ergeben.

Weitere Analysen deuteten darauf hin, dass auch kein Quecksilber in die Elbe ausgetreten sei. Ein Sprecher der Fabrik hatte kürzlich eingeräumt, durch die Hochwasserkatastrophe könnte "eine bestimmte Menge" Quecksilber und Dioxin in die Elbe gelangt sein.

Trittin begrüßte nach dem Gespräch in Prag die Zusage für eine rasche Sanierung. Ambrozek sagte, die Ausschreibung für die Sanierung werde demnächst beginnen.

Eine Umweltinspektion werde zudem den Havarieplan der Fabrik überprüfen und bei Verstoß hohe Geldstrafen aussprechen. Die tschechische Fabrik war bei dem Hochwasser überspült worden. Spolana liegt rund 120 Kilometer elbaufwärts von Dresden.

Noch keine endgültigen Proben auf Dioxin und Quecksilber

Endgültige Proben auf Dioxin und Quecksilber liegten nach Anhgaben des tschechischen Umweltministers noch nicht vor. Das Bundesumweltministerium erwartet nach eigenen Angaben am Mittwoch Ergebnisse. Die beiden Minister erklärten, es werde einen gemeinsamen Aktionsplan im Rahmen der internationalen Kommission zum Schutz der Elbe geben.

Problematisch für die Elbe sei der Ausfall von Kläranlagen auf beiden Seiten, erklärte Trittin. Er sei sich mit Ambrozek einig gewesen, die Anlagen so schnell wie möglich wieder in Betrieb zu bringen. "Damit das, was bei der Elbe erreicht war, nicht wieder in Frage gestellt wird", sagte Trittin.

(sueddeutsche.de/dpa)

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