Transplantation:Ärzte verpflanzen Gesicht und Hände

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Die weltweit erste Gesichtsverpflanzung liegt noch nicht lange zurück. Nun gingen Transplantationsärzte noch einen Schritt weiter.

Erstmals sind einem Menschen gleichzeitig zwei Hände und das Gesicht verpflanzt worden. Der 30-jährige Franzose hatte bei einem Unfall 2004 so schwere Verbrennungen erlitten, dass seine Gesichtsmuskeln und Finger völlig zerstört waren. Der Patient habe nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, erklärte die Pariser Krankenhausverwaltung AP-HP.Die 30- stündige Operation am Wochenende im Krankenhaus Henri Mondor von Créteil bei Paris sei erfolgreich verlaufen.

Die beiden Ärzte, Christian Dumontier (r) und Laurent Lantieri bei der Pressekonferenz im Henri Mondor Hospital in Creteil, südlich von Paris. Den beiden gelang erstmals eine Operation, bei der gleichzeitig Gesicht und Hände transplantiert wurden. (Foto: Foto: afp)

Ein Jahr lang stand der Patient auf der Warteliste für die Transplantation, bis ein geeigneter Spender gefunden war. Die Ärzte verpflanzten dem Mann beide Hände oberhalb der Handgelenke. Dazu kam die Gesichtspartie oberhalb der Lippen samt Nase, Ohren, Augenlider, Brauen und Haarschopf. Das Ärzteteam arbeitete auch die Nacht durch.

Bisher gab es weltweit sechs Gesichtstransplantationen, davon vier in Frankreich. Die erste Hand wurde 1998 in Lyon übertragen, das erste Gesicht 2005 in Amiens.

"Die Operation ist besonders schwierig, weil die Nerven bei den Lidern sehr fein sind", erklärten die Ärzte. Außerdem sei es sehr kompliziert, die Tränenkanäle exakt zu verbinden.

Der Patient wurde in ein künstliches Koma gelegt, um die Genesung zu fördern. Die Gefahr der Abstoßung des fremden Gewebes ist Fachleuten zufolge bei der Übertragung großer Körperteile nicht größer als bei kleinen. Sie bleibt aber auch nach Überwinden der kritischen ersten Phase ein Leben lang bestehen.

Die linke Hand verbindet sich offenbar schneller mit dem Hirn

Derweil haben französische Forscher beobachtet, dass sich nach einer Transplantation beider Hände die linke schneller mit dem Gehirn verbindet als die rechte. Das haben die Forscher festgestellt, nachdem sie zwei beidseitig transplantierte Patienten mehrere Jahre nach ihrer Operation untersucht haben. Ihre Ergebnisse veröffentlichen Angela Sirigu vom staatlichen Forschungszentrum CNRS in Lyon und Kollegen in den Proceedings der US-Akademie der Wissenschaften ( PNAS; online vorab). Mit Hilfe magnetischer Impulse hatten sie den sogenannten Motorkortex im Hirn der beiden Patienten angeregt und damit die Nervenverbindung zu den Hand- und Armmuskeln getestet.

Bei dem ersten Fall handelte es sich um einen 20-Jährigen, der im Jahr 2000 beide Hände verloren und drei Jahre später Spenderorgane erhalten hatte. Die Muskeln der linke Hand hatte sein Gehirn den Angaben zufolge 10 Monate nach der Operation erkannt. Bei der rechten Hand vergingen für ähnliche Resultate 26 Monate. Die Forscher schließen daraus, dass Transplantations-Patienten die für ihre Hände zuständigen Regionen in der Hirnrinde reaktivieren können. Dies gelte auch dann, wenn der Verlust bereits Jahre zurückliege.

Der zweite Patient, ein 42 Jahre alter Mann, verlor beide Hände 1996, Anfang 2000 bekam er Spenderhände verpflanzt, zuvor hatte auch er eine Prothese getragen. Die Forscher untersuchten ihn 51 Monate nach der Operation. Dabei wurde deutlich, dass das Gehirn die Muskeln der linken komplett wahrnahm, für die rechte Hand galt das hingegen nicht. Die Wissenschaftler stellten dafür die Hypothese auf, dass die Weiterleitung der von den Nerven aufgenommenen Reize bei den fremden Händen nur teilweise funktioniert. Aus ihren Untersuchungen folgerten die Experten, dass Nervenbahnen auch lange nach einer Amputation reaktiviert werden können.

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