Studie:Raus mit der Laus

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Wer Läuse hat, will sie so schnell wie möglich wieder los werden: Eine Studie will nun herausgefunden haben, dass man dafür die altbewährten Nissenkämme verwenden sollte. Sie sollen besser helfen als Insektizide.

Barbara Kerbel

Wenn es am Kopf juckt und kratzt, hat sie wieder zugebissen, die Laus. Alle drei Stunden saugen die Parasiten Blut, der Speichel, den sie dabei verlieren, verursacht heftiges Jucken.

Wer sie hat, will sie so schnell wie möglich wieder los werden - aber wie? Am besten klappt das offenbar, wenn man die nassen Haare mit einem feinen Kamm gründlich kämmt, wie eine Studie von Gesundheitswissenschaftlern der London School of Hygiene zeigt (British Medical Journal, Online-Veröffentlichung vom 5. August).

Läuse fühlen sich wohl in Europa, aller Sauberkeit zum Trotz. Entgegen verbreiteter Vorurteile haben Kopfläuse nichts mit mangelnder Hygiene zu tun - auch in gepflegtem Haar können sich die Parasiten einnisten. Kopfläuse sind zwar lästig, aber ungefährlich. "In Deutschland übertragen Läuse keine Erreger", sagt Thomas Löscher von der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der LMU München.

Ideale Brutstätten

Am häufigsten leiden Kinder unter den bissigen Tieren. Kindergärten und Schulen sind ideale Brutstätten für Läuse, weil Kinder oft die Köpfe zusammenstecken. Dabei wechseln die Läuse von einem Kopf zum nächsten - dies ist der häufigste Übertragungsweg.

Die Tiere können weder springen noch fliegen und so keine weiten Strecken zurücklegen. Getrennt vom Wirt trocknen sie spätestens nach drei Tagen aus.

Hat in einem Kindergarten ein Kind Läuse, sollten Eltern ihren Nachwuchs genau nach den Tieren absuchen. Hierzu empfiehlt das Robert Koch-Institut (RKI), die Haare Strähne für Strähne zu kämmen. Besonders gut seien dafür Kämme geeignet, deren Zinken nur 0,2 bis 0,3 Millimeter voneinander entfernt sind.

In diesen Nissenkämmen bleiben die Läuse ebenso wie ihre Eier, die Nissen, hängen. Wie die britische Studie zeigt, eignen sich die Kämme nicht nur zum Aufspüren der Läuse, sondern auch zur Therapie - und zwar wirkungsvoller als die üblichen Insektizide.

133 Probanden zwischen zwei und 15 Jahren wurden untersucht. Nach dem Zufallsprinzip wurden sie auf zwei Behandlungen verteilt: Die Hälfte bekam ein Insektizid, entweder Permethrin oder Malathion, die anderen wurden angewiesen, zwei Wochen lang täglich die nassen, mit Spülung gewaschenen Haare mit dem Nissenkamm zu kämmen.

Nach der Behandlung war bei 57 Prozent der Kamm-Gruppe keine lebende Laus mehr zu finden; in der Insektizid-Gruppe waren hingegen nur 13 Prozent der Teilnehmer von den Parasiten befreit. Allerdings hatten die Probanden das jeweilige Insektizid nur einmal auf den Kopf aufgetragen - um alle Eier zu töten, sollte die Kur nach zehn Tagen wiederholt werden.

Die Studie zeigt, dass es eine Alternative zu Insektiziden gibt. In Deutschland sind Lindan und Pyrethroide zur Kopflaus-Therapie zugelassen. "Das sind aber toxische Substanzen", sagt Thomas Löscher.

Schwangere und Kinder unter zwei Jahren dürfen nicht mit diesen Stoffen behandelt werden. "Für sie ist der Kamm die erste Wahl", sagt Löscher. Weil die Nissen fest am Haar kleben und Wasser sie nicht löst, sollten die Haare vor dem Kämmen mit Essigwasser, Kokosöl oder Haarspülung gespült werden.

Das Robert Koch-Institut und die Gesundheitsämter warnen Eltern zudem vor falscher Scham: Wer verheimliche, dass sein Kind Läuse hat, ermögliche deren Ausbreitung und gefährde so letztlich auch die Behandlung des eigenen Kindes.

© SZ vom 10.8.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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