Studie:Akupunktur - teuer, aber wirksam

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Für die bislang größte wissenschaftliche Akupunktur-Studie hatten sich 310.000 Patienten von rund 10.000 Ärzten behandeln lassen. Jetzt ist das Ergebnis offiziell: Die Behandlung wirkt - allerdings auch dann, wenn die Nadeln nicht der chinesischen Tradition entsprechend gesetzt werden. Krankenkassen fordern nun: "Akupunktur muss Kassenleistung werden."

Den Abschlussbericht der Studie legten am Mittwoch das Berliner Universitätsklinikum Charité und die Technikerkrankenkasse (TK) vor.

Viele Patienten in Deutschland schwören auf die Akupunktur. (Foto: Foto: dpa)

Danach wirkt Akupunktur nachhaltig und steigert die Lebensqualität, sie hat aber auch ihren Preis.

Eine Kostenvergleichsanalyse ergab, dass durch die Nadelstiche im Durchschnitt 320 Euro höhere Gesamtkosten pro Patient entstanden.

"In Anbetracht der guten Wirksamkeit und anhaltenden Steigerung der Lebensqualität ist es trotzdem kosteneffektiv", sagte Stefan Willich vom Charité-Institut für Sozialmedizin.

"Wir wissen jetzt, dass man mit Akupunktur in der Routineversorgung kein Geld sparen kann. Dennoch rechtfertigt der nachgewiesene hohe Nutzen die Zusatzkosten."

Techniker-Krankenkasse und Charité hatten sich für das Modellprojekt, an dem auch andere Betriebs- und Handelskrankenkassen beteiligt waren, sieben Volksleiden ausgesucht - von Heuschnupfen bis zu Rückenschmerzen. Dabei wurde jeweils eine Akupunktur-Gruppe mit einer Kontrollgruppe verglichen, wobei beide zudem schulmedizinisch behandelt wurden.

Langzeitwirkung

Neun von zehn Allergikern ging es auch sechs Monate nach der Behandlung noch deutlich besser, drei von vier Patienten mit Kopf- oder Lendenwirbelsäulenschmerzen zeigten ebenfalls anhaltende Besserung.

Noch höher lag die Rate bei Arthrose am Knie (85 Prozent), Asthma (82 Prozent) und Regelschmerzen (85 Prozent). Nebenwirkungen traten nur selten auf und waren nie lebensbedrohlich.

Hauptsache es piekst

Allerdings stüzt die Studie auch die Zweifel der Schulmediziner, dass für den Effekt das 5000 Jahre alte fernöstliche Ritualt, bei dem die Nadeln bestimmte Punkte treffen, wirklich notwendig ist.

Mit der Schein- oder "Minimal-Akupunktur" ließen sich nämlich abseits der Einstichpunkte, die die chinesische Medizin vorschreibt, ähnlich gute Effekte erzielen. Nur bei der Knie-Arthrose war der Erfolg durch punktgenaue Akupunktur deutlich besser.

Nachdem der Abschlussbericht der Studie vorliegt, appelliert der Vorstand der Technikerkrankenkasse (TK) Christoph Straub: "Jetzt muss Akupunktur Kassenleistung werden."

Neu ist die Forderung nicht. Die Kassen wollten aus Marketing-Gründen schon lange die Behandlungskosten übernehmen - weil sie wissen, dass die Nadeln bei vielen Mitgliedern beliebt sind.

Bundesweit bietet bereits jeder sechste niedergelassene Mediziner (insgesamt etwa 20.000 Ärzte) Akupunktur gegen verschiedenste Erkrankungen an, hinzu kommen viele Heilpraktiker.

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