Stoffwechsel:Spannung in der Luft

Was hier wohl auf der Leinwand läuft? Forscher können anhand der Zusammensetzung der Atemluft im Kinosaal messen, ob Szenen spannend oder lustig sind. (Foto: Andrey Rudakov/Bloomberg)

Wenn im Kino gerade richtig Action angesagt ist, verändert sich die Zusammensetzung der Atemluft.

Von Hanno Charisius

Jonathan Williams kann Stimmungen in einem Kinosaal messen. Denn wenn es spannend wird, verändert sich die Zusammensetzung der Atemluft. Die Kohlendioxidmenge geht zum Beispiel hoch, genauso Isopren, das auch Pflanzen in großen Mengen ausscheiden. Insgesamt lassen sich gut 800 Substanzen in der Luft nachweisen, die ein Mensch ausatmet. 108 Filmvorführungen hat der Atmosphärenforscher vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz untersucht, immer fand er eindeutige Gas-Muster in der Atemluft, die sich in spannenden Szenen klar von lustigen Momenten unterscheiden. Gerade hat Williams mit seinen Kollegen die Ergebnisse im Fachblatt Scientific Reports veröffentlicht. Über die Ursache können sie zurzeit nur spekulieren. Williams will herausfinden, ob es sich vielleicht um eine Art chemische Kommunikation handelt. Daran mag Jonathan Beauchamp vom Fraunhofer-Institut IVV in Freising allerdings nicht glauben. Er untersucht unter anderem, wie sich der Atem von Menschen verändert, nachdem sie Medikamente eingenommen haben. Kohlendioxid und Isoprenausstoß würden auch bei schnellerem Herzklopfen vermehrt ausgeatmet. "Ich würde allerdings nicht ausschließen, dass mögliche chemische Kommunikationssubstanzen unter den anderen, weniger konzentrierten Verbindungen dabei sind."

© SZ vom 13.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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