Stockholm:Deutscher erhält Physik-Nobelpreis

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Zum zweiten Mal in drei Jahren erhält ein deutscher Physiker den Nobelpreis. Die Auszeichnung geht an Peter Grünberg vom Forschungszentrum Jülich sowie an den Franzosen Albert Fert. Sie erhalten die Auszeichnung für einen Magneteffekt, ohne den heute keine Computer-Festplatte mehr auskommt.

Der deutsche Wissenschaftler Peter Grünberg und sein französischer Kollege Albert Fert teilen sich den diesjährigen Nobelpreis für Physik. Damit werde die Entdeckung des Riesen-Magnet-Widerstandseffekts (GMR) gewürdigt, teilte die Königlich-Schwedische Akademie am Dienstag mit. Ohne diesen Effekt kommt heute keine Computer-Festplatte mehr aus.

Peter Grünberg vom Forschungszentrum Jülich. (Foto: Foto: dpa)

Der GMR-Effekt, den beide Forscher unabhängig voneinander 1988 entdeckten, ermöglichte die Entwicklung neuer Leseköpfe in kleinen Computerfestplatten. Dadurch konnte die Speicherkapazität der Laufwerke nicht nur für PCs, sondern auch für Videorekorder und tragbare Musikabspielgeräte (MP3-Player) in den Gigabyte-Bereich gesteigert werden.

Bei Festplatten tastet ähnlich wie bei einem Plattenspieler ein Arm mit einem Lesekopf magnetisch die rotierende Platte ab. Damit möglichst viele Daten gespeichert werden können, müssen ihre einzelnen magnetischen Bereiche möglichst klein sein. Damit werden die magnetischen Signale aber sehr schwach. Dank der Arbeiten von Grünberg und Fert können die winzigen magnetischen Kräfte von der Festplatte wieder in den elektrischen Datenstrom übersetzt werden.

Experten vergleichen das Verfahren mit einem Jumbojet, der in einer Höhe von einem Meter über eine Wiese rast, während der Lesekopf wie ein Co-Pilot gezielt einzelne Blumen pflückt.

Erste Anwendung der Nanotechnologie

Damit der GMR-Effekt funktioniert, müssen Metallschichten mit einer Dicke von nur wenigen Atomen gefertigt werden, teilte die Akademie mit. Daher könne diese Technik als erste wirkliche Anwendung der Nanotechnik angesehen werden.

Die Anwendung dieser Technologie habe die Datenverarbeitung der Festplatten revolutioniert, begründete die Akademie ihre Entscheidung weiter. "Die Entdeckung hat auch für die Entwicklung einer neuen Generation von Elektronik eine Rolle gespielt."

Der 68-jährige Grünberg arbeitet seit seiner Pensionierung als Gast im Forschungszentrum Jülich im Institut für Festkörperforschung. Der ein Jahr ältere Fert lehrt seit 1976 an der französischen Universität Paris-Sud. Gleichzeitig ist er Forscher am nationalen Forschungsinstitut CNRS.

Erst 2005 hatte der Münchener Physiker Theodor Hänsch den Physik-Nobelpreis erhalten. Im vergangenen Jahr ging der wichtigste Preis in dem Fach an die US-Wissenschaftler John Mather und George Smoot für ihre Forschungen zur kosmischen Hintergrundstrahlung, mit der Einsichten in den Ursprung des Universums gewonnen werden können.

Bereits den ersten Nobelpreis für Physik 1901 hatte ein Deutscher erhalten: Wilhelm Röntgen wurde damit für die Entdeckung der nach ihm benannten Röntgen-Strahlen ausgezeichnet. 1921 erhielt den Preis Albert Einstein für seine Verdienste um die theoretische Physik.

Der diesjährige Preis ist mit umgerechnet rund 1,1 Millionen Euro dotiert und wird im Dezember überreicht.

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