Stockholm:Chemie-Nobelpreis für Deutschen

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Ein weiterer Nobelpreis geht nach Deutschland: Der Berliner Gerhard Ertl erhält die diesjährige höchste Auszeichnung im Fach Chemie für seine Oberflächenforschung. Er untersucht Reaktionen, die beispielsweise im Autokatalysator ablaufen aber auch die Zerstörung der Ozonschicht erklären können.

Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an den deutschen Forscher Gerhard Ertl aus Berlin. Er erhielt die Nachricht direkt an seinem 71. Geburtstag. Er bekommt die Auszeichnung für seine Forschung an festen Oberflächen. Das teilte die Königlich- Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm mit.

Ertls Arbeit ist den Angaben zufolge wichtig für die chemische Industrie und hilft beim Verständnis so unterschiedlicher Vorgänge wie dem Rosten von Eisen, dem Funktionieren von Brennstoffzellen und der Wirkung eines Katalysators im Auto. Oberflächenchemische Katalysatoren seien in vielen industriellen Verfahren ausschlaggebend, unter anderem bei der Herstellung von Kunstdünger.

"Oberflächenchemie kann sogar die Zerstörung der Ozonschicht erklären, da wesentliche Schritte der Reaktion auf den Oberflächen kleiner Eiskristalle in der Stratosphäre stattfinden", erklärte das Nobelpreiskomitee in seiner Begründung. Ertl sei es gelungen, den Ablauf mehrerer wichtiger chemischer Reaktionen auf Oberflächen im Detail zu beschreiben. Damit habe er die Grundlagen für die moderne Oberflächenchemie geschaffen.

Lob für Forschungsstandort Deutschland

In einer ersten Reaktion zeigte sich Ertl sich "stolz und dankbar". Er hob zugleich die Qualität des Forschungsstandorts Deutschlands hervor. "Ich habe hier nie Probleme gehabt. Ich kann auch nicht verstehen, was alles so gejammert wird über mangelndes Geld." Deutschen Forschern gehe es vielfach besser als in den USA.

Ertl ist emeritierter Direktor des Fritz Haber Instituts für physikalische Chemie der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin. Er leitete das Institut von 1986 bis 2004, zuvor lehrte er in Kalifornien und lange Jahre an der Technischen Universität München.

Mit Ertl erhält nach fast zwei Jahrzehnten wieder ein Deutscher den Chemie-Nobelpreis. Die höchste Auszeichnung für Chemiker ist in diesem Jahr mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro (10 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert.

Erst am Dienstag hatte der deutsche Peter Grünberg den Physik-Noeblpreis zuerkannt bekommen. Im vergangenen Jahr hatte der US- Forscher Roger D. Kornberg die Auszeichnung erhalten. Er bekam den Preis für die Aufdeckung des Informationsflusses von den Genen zum fertigen Protein in allen höheren Organismen.

(AP/dpa/afp)

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