Stammzellforschung:Stammzellen-Entnahme ohne tödliche Folgen?

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US-Wissenschaftler haben Embryos nach eigenen Angaben Stammzellen entnommen, ohne diese dabei zu zerstören. Das könnte einen Durchbruch in der Stammzellforschung bedeuten.

Der umstrittene Wissenschaftler Robert Lanza hat am Donnerstag bekannt gegeben, ihm sei ein entscheidender Durchbruch in der Stammzellforschung gelungen.

Robert Lanza: Hat er es diesmal tatsächlich geschafft? (Foto: Foto: AP)

Zusammen mit Kollegen habe er erstmals Stammzellen aus menschlichen Embryonen gewonnen, ohne dass diese dafür zerstört werden mussten. Dazu bedienten sie sich einer Methode, die auch bei der Präimplantationsdiagnostik (PID) genutzt wird, jenem Verfahren, bei dem das Erbgut künstlich erzeugter Embryonen vor der Einpflanzung in den Mutterleib geprüft wird.

Bei einer - in Deutschland übrigens verbotenen - PID wird einem durch künstliche Befruchtung entstandenen, höchstens drei Tage alten und auch lediglich acht Zellen bestehenden Embryo eine Zelle entnommen und auf Fehler im Erbgut untersucht. Gibt der Gentest Entwarnung, wird der Embryo der Mutter implantiert. Dem Embryo schadet die Zellentnahme nach bisherigen Erkenntnissen nicht. Er wächst nach der Übertragung in den Mutterleib normal heran.

Statt die Testzelle zum Gentest zu bringen, legte Lanza diese Blastomere genannte Embryozelle in Nährflüssigkeit und regte sie zur Teilung an, sodass eine Kultur mit embryonalen Stammzellen heranwuchs. Die meisten der Ursprungs-Embryonen wurden dabei nach Angaben der Forscher nicht beschädigt und entwickelten sich noch einige Tage normal in Reagenzgläsern weiter, bis sie eingefroren wurden.

Bislang ist die Herstellung der begehrten embryonalen Stammzellen nur bei gleichzeitiger Zerstörung der Embryonen möglich. Die Hoffnung ist, aus ihnen eines Tages Ersatzgewebe für kranke Menschen zu gewinnen.

Der Nachrichtenagentur AFP sagte Robert Lanza, der als Vizepräsident für Forschung und Entwicklung bei dem Biotechnologie-Unternehmen Advanced Cell Technology (ACT) in Massachusetts arbeitet: "Innerhalb der kommenden Monate könnten wir so viele dieser Zellen herstellen, wie wir wollen."

Allerdings hat Lanza in der Vergangenheit wiederholt Durchbrüche verkündet, die sich später als zweitklassige Forschung entpuppten. Zuletzt hatten er und Kollegen von ACT im August 2006 berichtet, es sei prinzipiell möglich, einzelne Zellen aus drei Tage alten Embryonen zu embryonalen Stammzell-Linien heranwachsen zu lassen, ohne dass die Embryonen dazu getötet werden müssten.

Die in Nature veröffentlichte Untersuchung gab jedoch schon wenige Tage später Anlass zu Zweifeln und musste mehrfach korrigiert werden. Schließlich kam heraus, dass keiner der verwendeten Embryonen die Experimente überlebt hatte. Nun könnte Lanza mit fast anderthalbjähriger Verspätung die fehlenden Belege für seine alten Behauptungen geliefert haben.

© SZ vom 11.1.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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