Stammzellforschung:Mensch-Kuh-Chimäre genehmigt

Britische Forscher dürfen künftig Embryonen aus menschlichem Erbgut und Eizellen von Tieren schaffen.

Hanno Charisius

Die zuständige Behörde erteilte am Donnerstag nach monatelanger Prüfung die Erlaubnis, solche Hybride für die Stammzellforschung herzustellen.

Zentauren sind Mischwesen aus Mensch und Pferd. Die geplanten Chimären sollen eine Mischung aus Mensch und Rind sein - und natürlich nicht auswachsen. (Foto: Foto: oh)

Im November 2006 hatten zwei Forschergruppen die Erlaubnis bei der Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) beantragt. Sie planen, menschliches Erbgut in die Eizell-Hülle eines Tieres zu übertragen und im Labor zu einem Embryo reifen zu lassen.

Eizellen von Kühen seien leichter zu bekommen als die von Menschen, so die Begründung. Der Gebrauch menschlicher Eizellen ist einerseits ethisch umstritten, andererseits finden sich kaum Frauen, die die notwendige, sehr belastende Operation über sich ergehen lassen. Lyle Armstrong von der Newcastle University, selbst einer der Antragsteller, betont, dass das Verfahren "ausschließlich für Forschungszwecke" genutzt werde.

Die Zellhaufen würden nur wenige Tage überdauern und hätten keine Chance, zu einem Mischwesen zu reifen. Für therapeutische Zwecke lassen sich die Konstrukte nicht nutzen, obwohl die Mischembryonen nach Angaben der Forscher zu 99,9 Prozent menschlich wären. Doch mit ihrer Hilfe ließen sich wichtige Fragen der Grundlagenforschung klären.

In Umfragen hatte die HFEA im vergangenen Jahr ein öffentliches Meinungsbild erhoben. Im September gab sie bekannt, dass die Mehrzahl der befragten Briten mit manchen Arbeiten dieser Art einverstanden wäre. Auch nach der Freigabe durch die Behörde muss zukünftig jedes einzelne Experiment mit Zellhybriden gesondert begutachtet werden.

© SZ vom 18.01.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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