Spekulationen über Ötzis Tod:Tödlicher Schlag vor 5300 Jahren

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Erst von einem Pfeil niedergestreckt, dann erschlagen - neuen Forschungen zufolge soll so das Ende des Steinzeitmenschen aus den Ötztaler Alpen ausgesehen haben.

Auch rund 16 Jahre nach seiner Entdeckung birgt Steinzeitmensch Ötzi offenbar noch immer spannende Überraschungen.

Der Ötztaler Steinzeitmensch - nach dem Tode auf den Bauch gedreht? (Foto: Foto: Reuters)

Wie die Europäische Akademie Bozen jetzt berichtet, ist der Mann aus dem Eis wahrscheinlich an einem Schädel-Hirn-Trauma gestorben, und nicht an einer Pfeilwunde.

Die Akademie stützt sich bei dieser Vermutung unter anderem auf computertomographische Untersuchungen.

Zuvor hatten Wissenschaftler berichtet, dass der Mann aus dem Eis vor 5300 Jahren von einem Pfeil in die Schulter getroffen worden war.

Ein Forscherteam um Frank Rühli vom Anatomischen Institut der Universität Zürich und Eduard Egarter Vigl vom Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen sowie zwei Forschern der Radiologischen Abteilung des Zentralkrankenhauses Bozen hatten für ihre Studie ebenfalls Computertomographie-Aufnahmen analysiert.

Aus der Untersuchung war hervorgegangen, dass Ötzi aufgrund des Blutverlustes innerhalb von Minuten bewusstlos geworden und schließlich gestorben wäre.

Doch wer immer auf den Steinzeitmenschen geschossen hatte - er wollte auf Nummer Sicher gehen:

Der durch die Pfeilwunde wehrlose Steinzeitmensch hatte offenbar bei einem frontalen Angriff einem Schlag auf den Kopf erhalten. Daraufhin war er mit dem Rücken auf einen Stein gefallen.

An dem Schädel-Hirntrauma sei Ötzi dann gestorben, vermutet ein interdisziplinäres Forschungsteam mit dem Wiener Archäologen Andreas Lippert, den Bozener Radiologen Paul Gostner und Patrizia Pernter sowie dem Gerichtsmediziner Eduard Egarter Vigl.

Der Angreifer habe Ötzi anschließend vermutlich auf den Bauch gedreht, den Pfeil aus der Schulter gezogen und sein Opfer liegen gelassen, so die Forscher.

Daher soll auch die unnatürliche Haltung der Leiche, deren linker Arm unter dem Bauch zu liegen kam, herrühren.

Die Wissenschaftler hatten nochmals die Fundposition der Leiche genau untersucht, neue forensische Daten ausgewertet sowie erneut computertomographische Befunde aus dem Jahr 2005 analysiert.

Die neuen Ergebnisse widerlegen die bisherige Theorie, wonach Ötzi die Position im Schlaf eingenommen haben könnte oder dass sein Körper durch Gletscherbewegungen oder durch Schmelzwasser verschoben worden sei.

Die Gletschermumie war 1991 von dem deutschen Ehepaar Simon in den Ötztaler Alpen gefunden worden. Seither gab es immer neue Erkenntnisse über seine Todesursache und seine Lebensumstände.

Die neuen Forschungsergebnisse sollen in der Fachzeitschrift Germania (85/2007) veröffentlicht werden.

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