Sicherheit:Der Stoff, aus dem die Sicherheitslücken sind

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Waffen aus Keramik und Kunststoff fallen bei üblichen Kontrollen nicht auf, neue Geräte würden helfen, sind aber auch problematisch.

Andreas Grote

(SZ vom 21.09.2001) - Es ist eine bittere Erkenntnis, dass die Flugzeugentführer in den USA offenbar mit an Bord geschmuggelten Messern und Teppichschneidern die Besatzung der vier Flugzeuge überwältigt haben, mit denen sie dann in das World Trade Center und das Pentagon hineinrasten. Dieser Umstand verstärkt wieder den Ruf nach gründlicheren Personenkontrollen am Boden. Doch während sich das Reisegepäck gut mit Röntgenstrahlen durchleuchten und gefährliche Gegenstände erkennen lassen, scheint der Metalldetektor zur Personenkontrolle angesichts moderner Waffenmaterialien überfordert zu sein.

Handgepäckkontrolle am Flughafen: Was bisher als harmlos galt, wird jetzt konfisziert. (Foto: N/A)

Metalldetektoren genügen nicht mehr

Sicherheitsexperten warnen schon länger davor, dass auch Terroristen Zugriff haben auf eine wachsende Anzahl von nicht-metallischen Waffen, wie beispielsweise Messer aus Keramik und Kohlefaser oder Pistolen aus Kunststoff. Unter der Jacke versteckt sind sie bei einer Personenkontrolle mit einem Metalldetektor nicht zu entdecken. Schon im Sommer forderte die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA, neue Detektoren für eine bessere Personenkontrolle zu entwickeln, mit der sich auch Waffen entdecken lassen, die sich in oder unter der Kleidung der gescannten Person befinden.

Bildgebende Verfahren gefragt

Röntgenstrahlung, wie sie zur Überprüfung von Reisegepäck dient, lässt sich hier aus gesundheitlichen und zeitlichen Gründen nicht einsetzen. Weil moderne Waffen zudem aus so unterschiedlichen Stoffen bestehen können, setzen die Entwicklerfirmen vielmehr auf bildgebende Verfahren, statt auf einzelne Materialarten hin abzusuchen.

Neuartige Kamera

Am vielversprechendsten und bereits nahezu marktfähig ist eine Lösung der britischen Firma QinetiQ, ein privatisiertes Unternehmen der regierungsabhängigen Defence Evaluation and Research Agency. Die von QinetiQ entwickelte Kamera misst Wellen im Millimeterbereich und soll auch Waffen erkennen, auf die ein Metalldetektor nicht anspricht. Die Kamera scannt dabei Personen, während diese durch einen nur wenige Meter langen und S-förmigen Gang gehen, so dass für diese Überprüfung keinerlei zusätzliche Zeit nötig ist.

Messung reflektierter Strahlen

Die Kamera selbst sendet dabei keine Strahlen aus, sondern erfasst passiv die natürliche Strahlung, wie sie von verschiedenen Materialien reflektiert wird und macht diese in unterschiedlicher Intensität auf dem Monitor sichtbar. Der menschliche Körper reflektiert nur 30 Prozent der natürlichen Strahlung, metallische Objekte reflektieren sie dagegen komplett. Deshalb sind unter der Kleidung getragene oder in einer Tasche versteckte Waffen auf dem Scannerbild klar zu erkennen.

Waffen aus Keramik oder Kunststoff reflektieren die natürliche Strahlung weniger stark, aber der Kontrast zum menschlichen Körper ist hoch genug, um sie auf dem Monitorbild klar auszumachen, gibt die Entwicklerfirma an. Einziger Nachteil: Beim Scannen werden die Körperformen unter der Kleidung sichtbar, was möglicherweise die Persönlichkeitsrechte der so Kontrollierten verletzten könnte.

Sehr langsame Verfahren

Konventionelle Metall-Detektoren an Flughäfen überprüfen maximal 16 oder 17 Passagiere in der Minute, die neue Kamera dagegen soll dagegen dreimal so viele abfertigen können. Das System wurde bereits in Calais am Terminal des Eurotunnels getestet. Dort ist es im Einsatz, um illegale Einwanderer in Lastwagen und Containern aufzuspüren.

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