Sexualverhalten:Wie Delphine Eindruck schinden

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Sie schenken der Angebeteten zwar keine Blumen und geben nicht mit dicken Autos an. Aber auch männliche Delphine am Amazonas schmücken sich, um Weibchen zu beeindrucken.

Mit bunten Farben, Gesängen, Hörnern oder aufwendigem Verhalten versuchen viele Tiere Artgenossen zu imponieren. Doch nutzlose Dinge mit sich herumzuschleppen, um potenzielle Geschlechtspartner zu beeindrucken, das kennt man nur von Menschen und Schimpansen.

Forscher aus Brasilien und Großbritannien berichten ein solches Verhalten nun allerdings auch von Flussdelphinen im Amazonas. Während Menschen sich mit schicken Kleidern schmücken oder dicke Autos fahren, tragen Männchen dieser Art manchmal Seegras oder Stöckchen vor sich her.

Und wie Tony Martin vom British Antarctic Survey und Vera da Silva vom brasilianischen Institut für Amazonasforschung im New Scientist (Nr. 2633, S. 8, 2007) berichten, haben sie damit sogar Erfolg bei den Damen.

Die Forscher hatten drei Jahre lang mehr als 6000 Gruppen Amazonasdelphinen ( Inia geoffrensis) im brasilianischen Naturschutzpark Mamirauá beobachtet. In 221 dieser Delfinschulen trug mindestens ein Tier etwas vor sich her.

Bislang hatte man vermutet, dass es sich dabei um spielerisches Verhalten von Delphinkälbern handelt. Martin und da Silva konnten jetzt jedoch zeigen, dass es vor allem erwachsene Männchen sind, die sich auf diese Weise schmücken.

Möglicherweise, so vermuteten sie, gehört es ins Repertoire des Sexualverhaltens der Tiere. Gestützt wird ihre Annahme zum einen durch die Beobachtung, dass es 40-mal häufiger zu Konflikten zwischen erwachsenen Flussdelphinen kam, wenn sich in ihrer Gruppe geschmückte Tiere befanden. Darüber hinaus deuten erste Ergebnisse von Gentests darauf hin, dass Seegras oder Stöckchen tragende Männchen mehr Nachwuchs zeugten als ungeschmückte Geschlechtsgenossen.

"Das Verhalten ist so ungewöhnlich, dass viele meiner Kollegen skeptisch waren, als ich die Idee zum ersten Mal vorgeschlagen habe", erklärte Martin dem New Scientist. "Aber ich denke, die Hinweise sind jetzt überwältigend."

Das Verhalten könne sogar ein seltenes Beispiel für eine Art Kultur unter Tieren sein, wie man es sonst nur bei Menschen und wenigen Affenarten findet, meinen die Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse kürzlich auf einer Konferenz der Gesellschaft für Meeressäuger in Kapstadt vorgestellt haben.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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