Seuchengefahr:Risikoregion Europa

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Nicht nur in den tropischen Regionen Asiens und Afrikas werden künftig Epidemien ausbrechen. Auch das dichtbesiedelte Mitteleuropa ist bedroht.

Mathias Stamm

Besonders in den tropischen Regionen Asiens und Afrikas werden künftig Epidemien ausbrechen - aber auch das dichtbesiedelte Mitteleuropa ist eine Risikoregion für Seuchenzüge. Dies berichten Wissenschaftler um die englische Zoologin Kate Jones im Fachmagazin Nature (Bd.451, S.990, 2008).

Diese Karte zeigt Gebiete, in denen die Gefahr der Übertragung von Erregern von Wildtieren auf Menschen besonders groß ist. (Foto: Grafik: SZ/Nature)

Die Forscher haben Regionen bestimmt, in denen sie es für sehr wahrscheinlich halten, dass es in der Zukunft zu Ausbrüchen von Infektionskrankheiten kommt. Auf der Karte sind diese Gebiete rot markiert.

Die Forscher haben für ihre Analyse untersucht, wo zwischen 1940 und 2004 gehäuft Infektionskrankheiten aufgetreten sind. Insgesamt gab es in dieser Zeit 335 Epidemien.

Massentierhaltung und Tiertransporte als Gefahrenquelle

Die größten Risiken gingen weltweit von Leiden aus, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden - sogenannten Zoonosen. 60 Prozent der Epidemien wurden auf diese Weise ausgelöst. In Europa und Nordamerika stellen Erreger, die resistent gegen Medikamente geworden waren, eine zusätzliche Gefahr dar, sie waren für 20 Prozent der Epidemien verantwortlich.

Ferner analysierten die Forscher die Umstände, die eine Ausbreitung von Epidemien begünstigen. "Hohe Bevölkerungsdichte und schnelles Bevölkerungswachstum sind die wichtigsten Risikofaktoren", sagt Jones. Intensive Landwirtschaft begünstige ebenfalls Epidemien. Wenn immer mehr Nutztiere auf engem Raum gehalten werden, könnten sich Erreger schneller ausbreiten.

Ist die Region dicht besiedelt, wechseln die Erreger leicht auf Menschen über. Diese Verhältnisse treffen auch auf Deutschland und Teile Nordamerikas zu, daher sei das Risiko für Epidemien dort ebenfalls hoch.

"Massentierhaltung und Tiertransporte sind in Europa eine größere Gefahrenquelle als Wildtiere", sagt auch Klaus Stark vom Robert-Koch-Institut. "Die Wahrscheinlichkeit, dass unbekannte lebensgefährliche Erreger zuerst in Europa erscheinen, ist gering."

Die Industrieländerseien dank ihres hohen medizinischen Standards besser gegen Infektionen gerüstet, andererseits begünstige der hohe Antibiotika-Verbrauch dort resistente Erreger.

© SZ vom 23.02.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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