Seuche:Virales Flackern

Lesezeit: 1 min

Südkorea erklärt seine Mers-Epidemie für beendet. Doch das globale Risiko bleibt hoch: Der Erreger kann weltweit immer wieder auftreten. Forscher arbeiten nun fieberhaft an einem Impfstoff gegen die Seuche.

Von Kathrin Zinkant

Mehr als zwei Monate nach Beginn der bislang größten Mers-Epidemie außerhalb Arabiens hat Südkorea das Ende des Ausbruchs verkündet. Der Erreger des "Middle East Respiratory Syndroms" hatte 200 Menschen infiziert und 36 getötet. Tausende Südkoreaner lebten über Wochen in Quarantäne. Seit 23 Tagen seien nun keine Infektionen mehr aufgetreten, verkündete Südkoreas Premierminister Hwang Kyo-ahn am Dienstag in Seoul.

Die Weltgesundheitsorganisation will allerdings noch fünf Tage warten, um das offizielle Ende der Epidemie zu erklären. Und dass sich die Südkoreaner nun keine Sorgen mehr wegen Mers machen müssten, wie ihr Premier behauptet, ist ohnehin ein allzu großzügiges Versprechen. Fachleuten zufolge kann Mers weltweit immer wieder auftauchen, nicht nur, aber gewiss auch in Südkorea. Das Virus ist auf der arabischen Halbinsel endemisch und führt dort seit Jahren kontinuierlich zu Ausbrüchen. Vor allem Handlungsreisende und Touristen dürften den Erreger immer neu verschleppen. So trat im Juli je ein Mers-Fall in Kliniken auf den Philippinen und in Thailand auf. Beide Fälle verliefen glimpflich, die Betroffenen erholten sich wieder und steckten keine weiteren Menschen an.

Experten nehmen ohnehin an, dass Einzelne nur dann eine Epidemie auslösen können, wenn sie besonders viel Virus ausscheiden, also sogenannte Superspreader sind - wie der erste Patient in Südkorea. Das Beispiel zeigt allerdings, wie dramatisch die Folgen sein können, wenn solche Fälle nicht rechtzeitig entdeckt werden. Die Alarmbereitschaft ist deshalb hoch, insbesondere in Ländern, die bereits von Mers betroffen waren. Dazu gehört Großbritannien, das 2013 einen Infizierten meldete. Am vergangenen Montag erst hatte eine Klinik in Manchester ihre Notaufnahme geschlossen, nachdem dort zwei Patienten mit verdächtigen Symptomen aufgetaucht waren. Die voneinander unabhängigen Fälle wurden isoliert und getestet, am Dienstag gab es Entwarnung. Die Reaktion war dennoch nicht übertrieben, sondern vorläufig wohl der einzige Weg, neue Epidemien zu verhindern. An einem wirksamen Impfstoff wird zwar fieberhaft gearbeitet, von einem möglichen Kandidaten berichten Forscher am heutigen Mittwoch in Nature Communications. Allerdings ist es von diesen Tests an Versuchstieren bis zur Zulassung für Menschen noch ein weiter Weg.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: