Serie Geheimbünde - Teil IV:Der Ku-Klux-Klan

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Erstmals 1865 in Tennessee von ehemaligen Offizieren der Armee der Südstaaten gegründet, wurde der rassistische Geheimbund immer wieder aufgelöst und wiederbelebt. Heute schätzt man die Mitgliederzahl auf etwa 7000.

Besonders im 19. und 20. Jahrhundert entstanden Geheimbünde in Europa, die mit rein politischen Zielsetzungen gegründet wurden. Das waren oft Arbeiter oder Studentenbewegungen, die für Reformen und Unabhängigkeit kämpften, nicht selten auf Leben und Tod.

Mitglieder des Ku Klux Klan demonstrieren in Defiance, Ohio. (Foto: Foto: AP)

Dabei entfernten sie sich meist von ihren ursprünglichen Idealen und führten ihren Kampf mit radikalen Mitteln weiter, um ihre Ziele zu erreichen. Andere spätere Organisationen wiederum versuchten, bestimmte politische Richtungen zu verhindern oder frühere Staatsformen wieder einzuführen.

Aber Geheimgesellschaften, die sich gegen die Willkür der Obrigkeit erhoben, gab es bereits im Zeitalter der Reformation - die sogenannten Bauernverschwörungen.

Der Ku-Klux-Klan ist eine noch heute bestehende rassistische Geheimgesellschaft in den Südstaaten der USA. Er entstand nach dem Sieg der Nordstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg und der Befreiung der schwarzen Sklaven und wurde im 20. Jahrhundert wiederbelebt.

Der ursprüngliche Klan wurde 1865 in Tennessee von sechs ehemaligen Armeeoffizieren der unterlegenen Konföderation (Armee der Südstaaten) gegründet. Er vereinigte alle Anhänger der Sklaverei sowie die Feinde der Union und der republikanischen Partei in seiner Mitte.

Der Klan war ursprünglich als ein geselliger Klub entstanden, dessen Mitglieder jedoch bald begannen, grobe Streiche zu begehen und Farbige zu schikanieren. Die Organisation hatte zunächst keine politische Zielsetzung, richtete ihre Aktivitäten jedoch gegen die republikanische Reconstruction- Regierung und ihre Führer, in denen die Klanmitglieder ihre Feinde und Unterdrücker sahen.

Außerdem waren sie der Überzeugung, dass die Weißen von Natur aus den Schwarzen überlegen seien, und wollten nicht hinnehmen, dass ehemalige Sklaven zu gleichberechtigten Staatsbürgern wurden.

So entwickelte sich der Klan zu einer radikalen Organisation, die sich der Bekämpfung der Reconstruction (Wiedereingliederungsphase nach dem Bürgerkrieg) in den Südstaaten verschrieben hatte.

1867 organisierte der Klan einen Bundeskongress, auf dem die zahlreichen Ortsgruppen zu einer Organisation zusammengefasst wurden und eine gemeinsame Verfassung erhielten. Der ehemalige Südstaatengeneral Nathan Bedford Forrest (1821-77) wurde zum ersten "Großen Hexenmeister" gewählt.

Seine Macht war jedoch symbolisch, da die einzelnen regionalen Gruppen weiterhin unabhängig voneinander arbeiteten. Im Süden der USA hatte der Klan bereits über 500.000 aktive Mitglieder und unzählige Sympathisanten.

Die Mitglieder des Klans richteten ihre Gewalttaten besonders gegen die ehemaligen schwarzen Sklaven und deren Beschützer. Sie verpflichteten sich zu gegenseitiger Hilfe und zu strengstem Geheimnis bei Todesstrafe.

Brennende Kreuze als Drohung

In Roben oder Tücher gekleidet, maskiert und mit spitzen Kapuzen überfielen sie ihre Gegner und verbrannten in der Nähe ihrer Häuser Kreuze, um ihnen Angst einzujagen. Wenn solche Methoden nicht die gewünschte Wirkung zeigten, peitschten sie ihre Opfer aus, ermordeten sie und verbrannten ihre Häuser.

Der Klan rechtfertigte solche Aktivitäten als notwendige Maßnahmen zur Verteidigung der Vorherrschaft der Weißen und zum Schutz der weißen Frauen. Doch bald kam der Klan zunehmend unter den Einfluss von radikalen Elementen aus der Bevölkerung.

Die zahlreichen Ortsgruppen, Klaverns genannt, wurden dermaßen unkontrollierbar und gewalttätig, dass der Große Hexenmeister des Ku-Klux- Klans (so der offizielle Titel) 1869 den Geheimbund offiziell auflöste.

Doch nicht überall wurden seine Befehle befolgt, in vielen Südstaaten nahm die Gewalt sogar zu. Der Klan verlor jedoch allmählich an Einfluss.

1915 wurde der Klan neu gegründet und nannte sich offiziell "Invisible Empire, Knights of the Ku- Klux-Klan" (Unsichtbares Reich, Ritter des Ku-Klux-Klans). Er entstand unter dem Einfluss des Films The Birth of a Nation, in dem der ursprüngliche Ku-Klux-Klan glorifiziert und mystifiziert wurde.

Alle einheimischen, weißen, protestantischen Männer ab 16 Jahren konnten Mitglied der neuen Organisation werden. Schwarze und Katholiken waren ausgeschlossen.

Ku-Klux-Klan-Mitglieder 1872. (Foto: Foto: oh)

Nach 1921 erlebte der Klan einen großen Zustrom an Mitgliedern und gewann landesweit politisch an Einfluss. 1924, auf dem Höhepunkt seiner Macht, hatte der Klan schätzungsweise drei Millionen Mitglieder.

Streitigkeiten und Abspaltungen, Mitgliederschwund sowie die Weltwirtschaftskrise führten zum erneuten Ende des Geheimbundes. Der damalige Klanführer Wesley H. Evans (1881-1966) verkaufte die Organisation, deren neue Führer sich mit den Nationalsozialisten zu verbünden versuchten.

1944 konnte der Klan seine Steuerschuld nicht begleichen und löste sich formell auf. Nach dem Krieg wurden die Aktivitäten wieder aufgenommen, die breite Öffentlichkeit wandte sich allerdings gegen die Organisation und forderte ihre Abschaffung.

Der Klan erlitt in seiner nationalen Hochburg Georgia einen empfindlichen Rückschlag, als der Bundesstaat 1947 die Klan-Charta aufhob. Danach löste sich der Ku- Klux-Klan in zahlreiche unabhängige, miteinander konkurrierende Gruppierungen auf.

Noch immer brennen Kirchen

Diese wurden auch in den nördlichen Bundesstaaten tätig, um die Vorrechte der weißen, protestantischen, angelsächsischen Bevölkerung gegenüber andersfarbigen, andersgläubigen und sonstigen Bevölkerungsgruppen aufrechtzuerhalten.

Nach der Verabschiedung des US-Bürgerrechtsgesetzes von 1964 verzeichnete der Klan erneut einen merklichen Zuwachs an Mitgliedern und hatte 1965 schätzungsweise 40.000 Mitglieder.

Er wurde besonders aktiv und für viele Bombenattentate und Morde in dieser Zeit verantwortlich gemacht. Trotz seines vergeblichen Versuchs, die Durchsetzung der Bürgerrechtsgesetze im Süden der USA gewaltsam zu verhindern, blieb der Ku-Klux-Klan bis in die Gegenwart als kleine militante Gruppe bestehen und ging zum Teil Verbindungen mit rechtsextremistischen Organisationen ein.

Heute schätzt man die Mitgliederzahl auf etwa 7000. Seit 1995 bekämpft der Ku-Klux-Klan gezielt schwarze Kirchengemeinden. In den letzten Jahren wurden mehr als 160 Kirchen meist afroamerikanischer Gemeinden durch Brandanschläge des Klans oder aus dessen rassistischem Umfeld zerstört.

Nächste Woche: Die Mafia

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