Risiken im Weltraum:Schrott, Krankheit und Bürokratie bedrohen die ISS

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Eine Kommission hat für das amerikanische Parlament untersucht, was der Internationalen Raumstation ISS gefährlich werden kann.

Christopher Schrader

Wenn der internationalen Raumstation ISS in Zukunft Gefahr droht, dann lauert sie irgendwo im Orbit, in den Adern eines Astronauten oder den Fluren der Regierungsgebäude in Washington.

Gefahr droht der ISS von verschiedensten Seiten. (Foto: Foto: ddp/Nasa)

So lässt sich ein fast 120 Seiten langer Bericht einer Kommission zusammenfassen, die im Auftrag des amerikanischen Parlaments untersucht hat, wie sicher das ISS-Programm ist.

Die elf Männer und eine Frau bescheinigen der Raumstation zwar, ein "robustes Gefährt" zu sein.

Doch Gefahr droht dem Außenposten vor allem durch den Einschlag von kleinen Meteoriten oder Weltraumschrott.

Wenn die ISS voll ausgebaut sein werde, bestehe pro zehn Jahren Betriebsdauer ein neun-prozentiges Risiko eines katastrophalen Einschlags, der Astronauten verletze oder zur Aufgabe der Station zwinge.

23 Schutzpaneele haben Raumschiffe bereits in den Orbit gebracht, die noch 2007 montiert werden sollen. Zusammen mit anderen Maßnahmen wollen die ISS-Manager das Risiko auf fünf Prozent drücken, die Station oder Crew-Mitglieder zu verlieren.

Ein weiterer Risikofaktor sind plötzliche, ernste Erkrankungen der Besatzung, die eine Evakuierung der Station erzwingen können. So lange drei Astronauten auf der ISS arbeiten, müssten alle drei zusammen mit dem "Rettungsboot", einer russischen Sojus-Kapsel, zur Erde zurückkehren.

Die Kommission erwartet, dass ein solcher Notfall alle vier bis sechs Jahre eintreten könnte. Im Astronauten-Corps sei es schon zu Magen-Darm-Infektionen, Herzrhythmus-Störungen und Schlaganfällen gekommen; Untersuchungen vor einem Start hätten die Probleme womöglich übersehen.

Eine eher zu übersehende Gefahr macht die Kommission hinter dem Kürzel ITAR aus. Es steht für amerikanische Bestimmungen, die die Ausfuhr kritischer Technologien in feindliche Staaten verhindern soll.

Da die ISS ein internationales Projekt ist, benötigten Nasa und ihre Partner Sondergenehmigungen vom amerikanischen Außenministerium, die sich oft als zu wenig flexibel erwiesen.

Besonders die Zusammenarbeit beim sogenannten ATV leide darunter: Dieses Automated Transfer Vehicle, das die europäische Weltraumagentur Esa entwickelt, soll ab Sommer dieses Jahres 7,5 Tonnen Güter zur ISS bringen und dort selbständig andocken.

Ebenfalls an die Regierung in Washington geht ein weiterer Appell der Kommission: Die Nasa brauche mehr Geld als eingeplant, um einen Nachfolger für den Space Shuttle zu entwickeln, der 2010 ausgemustert werden soll. Viel mehr Geld: eine Milliarde Dollar pro Jahr.

© SZ vom 13.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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