Regierungsberater warnen:Mehr Kriege durch den Klimawandel?

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Berater der Bundesregierung zeichnen ein düsteres Bild: Der Klimawandel könnte weltweit für neue Krisen und Kriege sorgen. Grund dafür sind schwindende Wasser- und Nahrungsmittelvorräte.

Mit dem Klimawandel wird die Gefahr von Krisen, Kriegen und Flucht einer neuen Studie zufolge weltweit steigen. Zu befürchten seien Verteilungskonflikte um Wasser und Nahrung, die in einigen Regionen wegen der Erderwärmung noch knapper würden, erklärte der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) am Mittwoch in Berlin.

Äthiopische Milizen (Archiv): Destabilisation armer Staaten (Foto: Foto: Reuters)

Als Gegenmaßnahme schlägt der Rat in einem Gutachten eine Art neuen KSZE-Prozess vor. Denn die befürchteten "innerstaatlichen Zerfalls- und Destabilisierungsprozesse mit diffusen Konfliktstrukturen" seien mit der klassischen Sicherheitspolitik nicht zu bewältigen. Schon heute lebten 1,1 Milliarden Menschen ohne sicheren Zugang zu ausreichend Trinkwasser, 850 Millionen seien unterernährt.

Vom Klimawandel sei eine Verschlimmerung zu erwarten: Schwankungen bei Niederschlägen, der steigende Meeresspiegel und die wachsende Gefahr von Unwettern brächten neue Risiken. Folge könnten Verteilungskonflikte und Wanderungsbewegungen sein.

Innerstaatliche Destabilisierung und Zerfall drohen

Die Wissenschaftler erwarten, dass immer mehr arme Staaten damit allein nicht umgehen können und weiter destabilisiert werden. Besonders das südliche Afrika und das Ganges-Delta seien gefährdet. Afrika sei schon heute von Destabilisierung und Gewalt am meisten betroffen. Millionen Menschen seien bereits auf der Flucht. "Der Klimawandel würde schwelende Konflikte weiter anfachen", erklärte der WBGU.

Auch ein etwaiger Kollaps des Regenwaldes hätte aus Sicht der Wissenschaftler unabsehbare Folgen. Gefährdet seien aber auch wirtschaftlich aufstrebende Regionen wie die dicht besiedelte Ostküste Chinas. Sie sei von Stürmen und Fluten bedroht - mit potentiell dramatischen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen. Der Rat fordert dringend Gegenmaßnahmen. So müsse die internationale Klimaschutzpolitik ehrgeizig weiterentwickelt werden.

Die Treibhausgasemissionen müssten bis 2050 im Vergleich zu 1990 halbiert werden. Zur Bewältigung der Konflikte sei darüber hinaus eine "handlungsfähige multilaterale Ordnung notwendig". Die aufstrebenden Wirtschaftsmächte China und Indien müssten für gemeinsames Handeln gewonnen werden. "Denkbar wäre es, einen am Vorbild der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa orientierten Prozess anzustoßen", hieß es weiter.

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