Reaktionen auf deutsche Nobelpreise:Sektlaune am Standort Deutschland

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Der zweite Nobelpreis an Deutschland hat in Wissenschaft und Politik eine lange nicht gesehene Begeisterung über die deutsche Forschungslandschaft ausgelöst. Von "Aufbruchsstimmung" und dem "Weltrang" hiesiger Forschung war zu hören.

Der Berliner Gerhard Ertl wird den diesjährigen Chemie-Nobelpreis erhalten, eine Auszeichnung, die er "als Krönung des Wissenschaftler-Himmels" bezeichnete. "Mir kamen die Tränen, das sage ich Ihnen ehrlich", kommentierte der Wissenschaftler die Ehrung, setzte aber gleich eine Botschaft nach. Er habe in Deutschland "nie Probleme gehabt. Ich kann auch nicht verstehen, was alles so gejammert wird über mangelndes Geld." Deutschen Forschern gehe es vielfach besser als in den USA, sagte der 71-Jährige, der überwiegend in Hannover, München und Berlin gearbeitet hat.

Umringt von Journalisten und Sektgläsern: Gerhard Ertl. (Foto: Foto: Reuters)

Ähnlich äußerte sich Peter Grünberg, der am Vortag für den Physik-Nobelpreis ausgewählt wurde. "Der zweite Nobelpreis ist toll für Deutschland", betonte der Forscher aus Jülich. Dennoch sei die deutsche Forschung auch unabhängig von Auszeichnungen gut: "Wenn wir keinen Nobelpreis bekommen, heißt das ja nicht, dass wir schlecht sind." Ertl wird für seine Grundlagenforschung in der Oberflächenchemie ausgezeichnet, Grünberg für die Entdeckung des Riesenmagnet-Widerstand-Effekts, der die Speicherung großer Datenmengen ermöglicht.

Bundespräsident Horst Köhler schrieb in seinen Glückwünschen an Ertl: "Ihr Preis ist Ausweis Ihrer wissenschaftlichen Exzellenz und wirft zugleich ein helles Licht auf die Max-Planck-Gesellschaft und die Wissenschaft in Deutschland insgesamt." Ganz Deutschland freue sich mit Ertl.

Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) sah in den beiden Nobelpreisen für Deutschland "die Aufbruchstimmung in der deutschen Wissenschaft, die auch international zu spüren ist".

Von einem "Zeugnis für den Weltrang deutscher Naturwissenschaften" sprach der SPD-Vorsitzende Kurt Beck. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla erklärte, die beiden Nobelpreise machten Deutschland "stolz auf seine Wissenschaft". Seite Partei werde die Bemühungen verstärken, Forschungsergebnisse auch am Standort Deutschland zu marktfähigen Produkten weiterzuentwickeln.

Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren reagierte erfreut auf die Ehrungen. Ihr Vorsitzender Jürgen Mlynek mahnte aber zugleich, die Auszeichnungen sollten "eine Ermutigung für die Öffentlichkeit und die Politik sein, in der Unterstützung der Wissenschaft nicht nachzulassen". Besonders erfreulich sei, dass beide neuen Nobelpreisträger auch in Deutschland tätig waren. In der Vergangenheit waren wiederholt deutsche Forscher mit dem Nobelpreis geehrt worden, die ihre Leistungen im Ausland vollbracht hatten.

© sueddeutsche.de/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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