Raumfahrt:Harte Zeiten für die Discovery-Crew

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Sollte die Discovery stärker beschädigt sein, steht die Nasa vor einem Problem: Eine eigene Raumfähre zur Rettung kann nicht starten, bevor die technischen Probleme behoben sind. Auch die Russen können nicht helfen. Inzwischen ist das Shuttle an die ISS angedockt.

Die US-Raumfähre Discovery hat zwei Tage nach ihrem Start erfolgreich an die Internationale Raumstation ISS angedockt.

Die Discovery hat an die ISS angedockt (Foto: Foto: Reuters)

Planmäßig um 13.18 Uhr MESZ vollführte die Discovery-Crew am Donnerstag das Andockmanöver.

"Wir haben Kontakt", sagte ein Nasa-Sprecher nach Abschluss der riskanten Prozedur. Es ist der erste Besuch eines US-Shuttles bei der ISS seit der Endeavour-Mission im November 2002.

Unmittelbar vor dem Andocken der US-Raumfähre hatten die beiden Astronauten auf der ISS das Shuttle von allen Seiten fotografiert. Über den Bordcomputer sollen die Fotos zur Erde geschickt werden. Erste Ergebnisse der Auswertung würden zum Wochenende erwartet.

Die Discovery drehte sich dafür planmäßig um 12.15 Uhr MESZ um die eigene Achse, wie ein Nasa-Sprecher am Donnerstag in Moskau mitteilte.

Die Fotos vom Shuttle sollen mögliche Beschädigungen an der Außenhülle dokumentieren, die beim Start am Dienstag entstanden sein könnten.

Wie beim Start der Columbia im Jahre 2003 hatte sich auch diesmal wieder ein Stück Schaumstoffisolierung vom Treibstofftank gelöst.

Im Gegensatz zu dem fatalen Zwischenfall vor zwei Jahren hatte das Teil die Raumfähre aber nicht getroffen. Die Beschädigungen an der Columbia hatten dazu geführt, dass die Raumfähre beim Landeanflug explodierte.

Das Problem mit der Tankisolierung glaubte die Nasa nach dem milliardenschweren Überprüfungsprogramm im Griff zu haben. Offenbar war das ein Irrtumg. Zudem splitterten mehrere kleinere Teile ab - auch an dem so wichtigen Hitzeschild.

Doch die Schaumisolierung scheint keinen Schaden angerichtet zu haben: "Nennen Sie es Glück oder was auch immer, es hat das Shuttle nicht getroffen", sagte der Direktor des Shuttle-Programms, Bill Parsons. Wenn der Schaum früher weggebrochen wäre, hätte die Discovery katastrophal beschädigt werden können.

Falls aber doch größere Schäden am Orbiter entstanden sein sollten, steht die Nasa vor einem Problem. Denn bisher gibt es keine Lösung, wie diese im All repariert werden könnten.

Keine Reparatur im All

Zwar sollen der US-Astronaut Stephen Robinson und sein japanischer Kollege Soichi Noguchi während ihrer Weltraumspaziergänge ein neuartiges Flickzeug testen - die Technik ist jedoch noch nicht ausgereift und zum Stopfen größere Löcher ohnehin nicht geeignet.

Ein "Sicherer Hafen" betiteltes Szenario sieht eigentlich vor, dass das Discovery-Team notfalls in der Raumstation ausharrt, bis es von einer anderen Raumfähre abgeholt werden könnte.

Speziell zugeschnittene Schalensitze

Die US-Raumfahrtbehörde hat nun aber alle ihre Shuttle-Flüge zunächst auf Eis gelegt - einen Rettungseinsatz durch den Shuttle Atlantis schloss Parsons vorerst aus. Planmäßig sollte Atlantis im September zur Internationalen Raumstation fliegen.

Und auch die russischen Raumfahrtbehörden haben betont, dass sich die US-Besatzung nicht zur Erde holen könnten.

Denn für die mitunter harten Landungen der russischen Sojus-Kapseln müsse jeder Kosmonaut an Bord in speziell auf ihn zugeschnittenen Schalensitzen festgeschnallt werden, teilte ein Sprecher der Raumfahrtbehörde Roskosmos mit. Solche russischen Sonderanfertigungen gebe es für die sieben Discovery-Astronauten nicht.

© sueddeutsche.de/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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