Planeten-Forschung:Maße der Erde korrigiert

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Bonner Forscher haben festgestellt, dass der Durchmesser unseres Heimatplaneten im Schnitt fünf Millimeter geringer ist als bisher angenommen. Das erscheint wenig - ist für Klimaforscher aber von Belang.

Wie Forscher der Universität Bonn berichten, liegt der bislang geltende Durchmesser unseres Planeten im Schnitt sage und schreibe um fünf Millimeter daneben.

Für uns normale Erdenbewohner scheint das vielleicht keinen praktischen Unterschied zu machen. Bei einem Erd-Durchmesser von fast 13.000 Kilometern kommt es auf den ersten Blick auf einige Millimeter mehr oder weniger nicht an.

Aber die Erkenntnis ist nicht nur ein schönes Beispiel für den Versuch, exakte Wissenschaft zu betreiben. Die Ergebnisse sind nach Einschätzung der Forscher unter anderem auch für die Klimaforschung wichtig - etwa um einen möglichen Anstieg der Meeresspiegel nachweisen zu können.

Die Daten, die in einer Sonderausgabe des Fachblatts Journal of Geodesy erschienen sind, gewannen die Wissenschaftler in einem langjährigen internationalen Kooperationsprojekt zur Neu-Vermessung unseres Heimatplaneten.

Radiowellen von Quasaren als Maßband

Die winzige Abweichung von den bisherigen Annahmen entdeckten die Bonner Wissenschaftler mit Hilfe von Daten aus den Tiefen des Weltalls. Ihr Maßband bestand nach Angaben der Universität aus Radiowellen, die von sogenannten Quasaren, extrem starken Quellen von Licht- und Radiostrahlung am Rande des Universums, abgestrahlt werden.

Die meisten der über 100.000 bekannten Quasare sind mehr als eine Milliarde Lichtjahre vom Sonnensystem entfernt. Ein Netz von mehr als 70 Radioteleskopen weltweit fängt die Radiowellen dieser Quellen auf. Weil die Messstationen weit voneinander entfernt sind, empfangen sie die Radiosignale mit einem geringen zeitlichen Abstand.

"Aus dieser Differenz können wir den Abstand zwischen den Radioteleskopen berechnen - und das bis zu einer Genauigkeit von zwei Millimetern pro tausend Kilometer", erklärte Forschungsgruppenleiter Axel Nothnagel vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Uni Bonn.

Das Verfahren nennt sich VLBI - das steht für "Very Long Baseline Interferometry". Damit lässt sich beispielsweise auch nachweisen, dass Europa und Nordamerika sich voneinander entfernen: Der Abstand wächst jährlich um 18 Millimeter.

Um die Größe der Erde bestimmen, haben die Bonner Wissenschaftler die weltweiten VLBI-Messungen von 34 Partnern in 17 Ländern koordiniert und die Ergebnisse zusammengeführt, wie Nothnagel erläuterte.

"Durch Kombination mit GPS-Verfahren und Satellitenlasermessungen konnten wir die Koordinaten von knapp 400 Punkten auf der Erdoberfläche mit beispielloser Genauigkeit berechnen."

Die Ergebnisse können somit auch die Basis für ein überarbeitetes Koordinatensystem unseres Planeten darstellen.

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